Shuwaikh ist ein Stadtteil von Kuwait-City und hier befindet sich auch der Hafen, wo die ARTANIA gegen 11:00 Uhr an der Pier fest macht.
Angeblich hat hier seit 13 Jahren kein Kreuzfahrtschiff mehr angelegt. Das erklärt auch das ganze Tamtam, mit dem wir empfangen werden.
So begrüßen uns während der Einfahrt in den Hafen zwei Schlepper, die uns mit dicken Wasserfontänen ihre Referenz erweisen.
An der Pier wimmelt es von lokalen Honoratioren, allerdings ist das Wetter sehr bescheiden, es regnet in Strömen.
Mögen die Kuwaitis das toll finden, schließlich steigen hier im Sommer die Temperaturen auch schon mal auf annähernd 50 Grad an, da wird ein kühler Regenguss als willkommene Abwechslung gesehen, wir Touris finden das nicht so prickelnd.
Es stehen auch hier Shuttlebusse zur Verfügung (5 €), von denen uns einer nach Kuwait-City fährt, an eine Stelle, wo der Tourist leicht und fußläufig einen Souk, verschiedene Geschäfte und eine Mall aufsuchen kann.
Während der Fahrt wird schnell deutlich, dass Kuwait, wie viele Städte, ein Verkehrsproblem hat, mit verstopften Straßen und Stop-And-Go-Verkehr.
Für die knapp 10 Kilometer lange Fahrt zum „Mubarakiya Old Market“, so heißt der bereits erwähnte Souk, braucht der Bus eine knappe halbe Stunde.
Allerdings steht uns der Sinn nicht nach Souk und Geschäften, vielmehr würden wir gerne ein Wahrzeichen von Kuwait besuchen, die Kuwait-Towers:
Die Kuwait Towers (arabisch أبراج الكويت) sind ein Ensemble von drei Stahlbetontürmen in Kuwait:
Die Türme wurden von schwedischen Firmen errichtet und im März 1979 eingeweiht. Architekten waren Malene Bjørn und Sune Lindström, Ingenieur war Lennart Gerte.
Quelle: Wikipedia.
Wie der aufmerksame Leser vielleicht vermuten könnte, ist dort auch ein Cache versteckt. Und der aufmerksame Leser liegt richtig.
Allerdings scheuen wir den knapp 5-Kilometer langen Fußmarsch dorthin (und wieder zurück). Zum Glück hat die Agentur, die die Shuttlebusse besorgt hat, an der Haltestelle zwei freundliche, englisch sprechende junge Männer abgestellt, bei denen wir uns erkundigen, wie das hier mit Taxen läuft. Wir würden gerne zu den Türmen fahren und nach einem Aufenthalt von einer halben bis ganzen Stunde wieder zurück gefahren werden. Bezahlen würden wir mit US-Dollars, da wir keine kuwaitischen Taler unser Eigen nennen. Die freundlichen jungen Männer raten grundsätzlich von einer Taxifahrt ab (warum, wissen wir nicht genau), Taxis würden auch nicht warten und auch keine Dollars oder Kreditkarten akzeptieren. Diese Aussage unterstreicht, was wir auch von der Reiseleitung gehört haben, dass Kuwait touristisch noch in den Kinderschuhen steckt.
Trotz dieser schlechten Vorzeichen stoppen sie ein Taxi und verhandeln mit dem Fahrer.
Ergebnis: Kosten 8 Kuwaitische Dinar (KWD) und warten würde der Fahrer auch. Mit Hilfe von Siri, der Sprachassistentin von Apple, errechnen die beiden Jungs, dass 8 KWD knapp 27 Dollar sind und klären das mit dem Taxifahrer ab. Uns schärfen Sie ein, erst am Ende der Fahrt zu bezahlen.
Der Fahrer, ein Inder, spricht zwar mit uns Englisch, aber seine Aussprache und Akzent ist für uns nur scher zu verstehen. Als er uns zu Russland befragen will, verstehen wir seine Frage erst recht nicht, um jegliche politische Auseinandersetzungen Kuwait - Deutschland - Indien zu vermeiden. Aber gerne bestätigen wir ihm, dass wir mit US-Dollars bezahlen werden und nicht mit englischen Dollars, wie er befürchtete.
An den Türmen angekommen, fragt er uns noch mal nach der voraussichtlichen Wartezeit. Da wir wegen des schlechten Wetters nicht vorhaben, die Möglichkeit zu nutzen per Lift auf die Ausichtsplattform zu fahren, gaben wir als Zeitrahmen 30-45 Minuten an.
Die Türme sind wirklich sehenswert, aber wenn man direkt davor steht, ist die Sicht auf dieselben eher suboptimal.
Auch den Cache haben wir gefunden. Aber nicht nur wir, sondern auch ein Gast der ARTANIA war hier auf der Suche. Er war die Strecke von der Shuttlestation bis hierher gelaufen und wollte gerade zurückmarschieren. Wir boten ihm eine Mitfahrgelegenheit an, die er gerne annahm. Auch der Taxifahrer hatte mit dem zusätzlichen Fahrgast kein Problem. Allerdings maulte er, dass er fast 15 Minuten länger als eine halbe Stunde gewartet hätte, was uns aber erst mal nicht störte, da ja von “bis zu 45 Minuten“ die Rede war und während der Verhandlungen an der Shuttlestation sogar von einer Stunde.
An der Shuttlestation wieder angekommen, gaben wir dem Fahrer 30 Dollar (statt der vereinbarten 27), aber er forderte zusätzliche 5 wegen der längeren Wartezeit. Die weitere Diskussion ließen wir die beiden jungen Männer führen (auf Arabisch), mit dem Ergebnis, dass sich das Taxi grußlos ohne zusätzliche Dollars entfernte.
Taxifahren ist halt immer wieder aufregend!
Der Shuttlebus quälte sich zurück zum Schiff und gegen 19 Uhr legten wir ab, natürlich mit uns beiden draußen auf dem Promenadendeck. Das Ablegen empfinden wir immer wieder als einen ganz besonderen Moment, wenn sich das Schiff erst zentimeterweise mit Hilfe der Bugstrahler von der Kaimauer entfernt und dann langsam Fahrt aufnimmt, während über die Außenlautsprecher die Auslaufmelodie abgespielt wird.
Gesundheitsbulletin: Mir geht es viel viel besser. Der Husten hat stark nachgelassen und hat sich gelockert.
Leider hat Doris seit gestern Abend Halsschmerzen und es ist heute nicht besser geworden. Sie wird also erkältungsmäßig in meine Fußstapfen treten.
Wir haben übrigens beide privat einen Coronatest gemacht, mit negativem Ergebnis.
Seetage verlaufen für uns eigentlich ruhig und entspannt. Allerdings haben Doris und ich von unserem Mobilfunkanbieter eine Mail bekommen, dass unsere Prepaid-SIM-Karten mit 15 Euro aufgeladen wurden. Dazu muss man wissen, dass wir nostalgische Festnetztelefonierer sind und das Smartphone nur äußerst selten zum Telefonieren benutzen. Wir haben einen Prepaid-Tarif, der es uns ermöglicht untereinander kostenlos mobil zu kommunizieren. Bei allen anderen Telefonaten oder einer Verbindung ins Internet fallen Gebühren an, die von unserem Kartenguthaben abgezogen werden. Fällt der Guthabenwert unter 3 Euro, werden automatisch 15 € vom Bankkonto auf die Karte gebucht und das Spiel beginnt von vorn. Mobile Internetzugriffe haben wir für diese SIM-Karten deaktiviert. Warum zum Teufel ist dann während der Reise, wo wir mit den Smartphones nicht telefoniert und auch nicht mobil im Internet gesurft haben, das Guthaben der Karte trotzdem geschmolzen?
Im Kundenbereich bei unserem Telefonanbieter kann man sich einen Einzelverbindungsnachweis anschauen und der brachte Verwunderliches ans Licht. An einigen Tagen – nicht an allen - wurde bei mir und auch bei Doris ein kleiner Datentransfer von wenigen Kilobyte mit dem Internet registriert, der mit jeweils 0,95 € zu Buche schlug.
Nach einigem googlen stellten wir fest, dass dieses Phänomen nicht unbekannt ist, wenn im außereuropäischen Ausland trotz deaktivierter Datennutzung Gebühren entstehen. Das Phänomen hat auch einen Namen:
👻Geisterroaming👻
Wir fanden im Netz den Ratschlag, die Beträge bei seinem Mobilfunkanbieter zu reklamieren, was ich dann auch tat. Wozu hat man denn Urlaub? Genau, um in Ruhe Korrespondenz wegen solcher Sachen zu führen. Unser Anbieter (Maxxim, ein Ableger von O2) hat auch sehr schnell reagiert und zugesagt, die Beträge zu erstatten.
Er schrieb uns:
Datenverbindungen im Ausland können leider auch dann zustande kommen, wenn Sie diese Funktion (Datenroaming) im Gerät ausgeschaltet haben. Verantwortlich dafür sind minimale Einwahlversuche (1-2 Kilobyte) des Smartphones in das ausländische LTE-Netz.
Selbst während einer WLAN-Sitzung (drahtloses lokales Netzwerk - Wireless LAN) kann ein Verbindungsaufbau ins LTE-Netz nicht ausgeschlossen werden. Dieser Fall tritt ein, wenn das mobile Gerät für kurze Zeit die Verbindung zum WLAN verliert.
Derartige Einwahlversuche Ihres Smartphones erkennen Sie anhand des geringen Kilobyte-Verbrauchs in Ihrem Einzelgesprächsnachweis. Die einzelnen Verbindungen werden dort mit der jeweiligen Startzeit der Datenverbindung ausgewiesen.
Ihre Zufriedenheit ist uns wichtig, daher haben wir uns dazu entschieden aus Kulanz diese Einzelbeträge von 15,20 EUR inkl. MwSt. für Sie gutzuschreiben. Die Gutschrift finden Sie auf Ihrer nächsten Rechnung.
Sie möchten sich zukünftig vor unerwünschten Datenverbindungen im Ausland schützen?
Dann deaktivieren Sie bitte vor Auslandsantritt neben dem "Datenroaming" auch das "LTE-Netz" und die "mobile Daten" in Ihrem Smartphone.
Alternativ dazu können Sie in Ihrer persönlichen Servicewelt - nach der Anmeldung unter https://service.maxxim.de - das Datenroaming vollständig sperren. Sie finden den Sperrdienst mitsamt Preisinformation unter: "Vertrag>>Tarifoptionen".
Ich finde es schon stark, die Erstattung des finanziellen Schadens, verursacht durch eine "technischen Unzulänglichkeit" (volkstümlicher ausgedrückt: Beschiss) als „Kulanz“ zu bezeichnen.
Noch dreister empfinde ich die Empfehlung, das Datenroaming in der „persönlichen Servicewelt“ abzustellen. Das kostet nämlich stolze 14,95€ Gebühr.
Hier in Khasab hatten wir bei unserem letzten Aufenthalt vor einigen Jahren eine wunderschöne Dau-Fahrt unternommen, die uns direkt am Anleger angeboten wurde.
Schönes Wetter, Delfine, Kaffee, Datteln und eine grandiose Landschaft, so haben wir diese Fahrt in Erinnerung.
Und genau das wollten wir wieder machen.
Das Tragen der Masken war freiwillig. Lediglich die Crew, aber auch Mitglieder der Showensembles,von denen einige zufällig mit in unserer Ecke im Tenderboot saßen, waren von Phoenix zum Tragen verpflichtet worden.
Allerdings lag die ARTANIA nicht an der Pier, denn da lag schon die dicke „Mein Schiff 6“. Wir mussten tendern.
Die Tenderpier war leider für unsere Tenderboote nicht sehr geeignet, denn sie war viel zu hoch. Am Ende der Pier führte eine Treppe ins Wasser und an dieser Treppe machten die Tender längsseits fest. Wir mussten aus dem Tender einen Schritt seitlich auf eine Stufe machen und uns auf der Stufe um 90 Grad drehen, um die Treppe dann gerade hochlaufen zu können. Aber die Crew-Mitglieder gaben kräftig Hilfestellung (ähnlich wie ein Turnlehrer am Schwebebalken), sodass das Manöver bei allen Passagieren ohne Blessuren gelang.
Durch Zufall bildete sich ein 5er-Grüppchen, bestehend aus einem anderen Ehepaar und deren Bekannte sowie Doris und mir. Wir wurden sofort wegen einer Bootstour angesprochen, Dauer 2 Stunden, Gesamtpreis für uns fünf: 100,00 Euro. Zwar handelte es sich dabei nicht um eine Dau, aber dafür hatten wir das Schiffchen exklusiv nur für uns fünf.
Wir schipperten, wie damals im April 2017 in einen der Fjorde und klapperten einige Buchten ab, in der Hoffnung, dort Delfine zu sichten.
Unser Schiffführer, aber auch die Steuermänner anderer Schiffe, versuchten die Delfine mit Pfeifen und Klatschen anzulocken, was nur bedingt gelang. Ab und zu zeigte sich mal einer, aber mehr als seine Schwanzflosse ließ er dann nicht aus dem Wasser ragen.
Ganze Delfinschulen, die springend die Boote begleiteten, standen diesmal leider nicht auf dem Programm.
Kenner der US-TV-Filmreihe „Flipper“ wissen jedoch, dass Pfeifen und Klatschen der falsche Weg ist, Delfine herbeizurufen. Vielmehr benötigt man eine alte Hupe mit Blasebalg, um mit deren blechernem Klang Delfine herbeizurufen, die dann auf der Schwanzflosse im Wasser tanzend den Hupenden freudig und lautstark begrüßen.
Strickjacke und Halstuch erwiesen sich bei der Fahrt als sehr nützlich.
Im Hintergrund unser Bootsführer am Ruder.
Ein eigentlich vorgesehener Badestopp wurde wegen Wind, bedecktem Himmel und Wassertemperaturen von nur knapp über 20 Grad erst gar nicht ins Auge gefasst.
Da unser Boot schneller als eine größere Dau unterwegs war, dauerte der Ausflug bei fast identischer Route auch nur zwei statt der damaligen drei Stunden.
Statt Datteln gab es Bananen und Äpfel und statt Kaffee nur Mineralwasser.
Aber die Berge, die den Fjord säumten, waren noch genauso imposant.
Leider war das Ende dieser Fahrt etwas unschön, was einem nautischen Offizier der ARTANIA zu verdanken war, der an der Tenderpier einen auf „dicke Hose“ machte. Er wollte unserem Steuermann mit rüdem Ton das Anlegen an der Tenderpier verbieten, weil von Ferne ein Tender nahte. Wir sollen gefälligst dort anlegen, wo wir losgefahren wären. Unser Skipper war sehr eingeschüchtert und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Wir erwiderten jetzt genauso lautstark und bestimmt, dass wir hier losgefahren sind und außerdem Passagiere der ARTANIA seien und dass wir jetzt anlegen. Als wir angelegt hatten, blaffte er uns erneut an, wir sollen uns gefälligst beeilen. Genauso unfreundlich wie er, erklärte ich ihm, dass Eile an dieser Pier Unfälle provoziert, was er als als Offizier eigentlich wissen sollte.
Zumindest erhielten wir beim Umsteigen vom Boot auf die Stufen der Tenderpier wieder Hilfestellung. In dieser ganzen Hektik hatten unsere Reisegefährten, die das Geld für die Fahrt eingesammelt hatten, verabsäumt, es unserem Steuermann zu übergeben, der sich jetzt (zu Recht) jämmerlich beklagte. Zum Glück wurde uns gestattet, ihm das Geld noch ins Boot zu reichen, bevor er ablegten musste.
Unsere Tenderboote hatten durch unsere Aktion nicht eine Sekunde warten müssen, sondern konnten, als hätte es uns nie gegeben, die sehr lange Schlange der wartenden Passagiere, die von den Ausflügen zurückgekommen waren, rüber zur ARTANIA zu bringen.
Wir mussten aber erst einmal sehen, dass wir unseren Bootsführer noch mal auftrieben, da es noch nicht allen gelungen war, ihr Trinkgeld bei ihm abzuliefern.
Wir fanden ihn ein paar Meter weiter. Sein Chef, der mittlerweile ein Pärchen für eine Bootsfahrt akquirieren konnte, versuchte die beiden jungen Leute irgendwie über die glitschigen Steine am Ufer halbwegs trockenen Fußes in das Boot zu manövrieren, was zu unserem Erstaunen auch tatsächlich gelang.
Der Chef konnte unserem Steuermann das noch fehlende Trinkgeld ins Boot reichen, was dieser wort- und dankeslos einsteckte. Wer will es ihm auch verdenken?
Am Abend informierte der Kreuzfahrtdirektor, dass das morgige Tendern in Muscat gefährdet sei. Die Wettervorsage prognostizierte Wind und Wellengang. Die Agentur, die für Phoenix die Ausflüge organisiert, hatte auf Grund der ungünstigen Wetterprognose die „Daufahrt“ und die „Delfinbeobachtung“ in Muscat bereits definitiv gestrichen.
Gegen 7 Uhr morgens werfen wir den Anker. Wir liegen vor der Hafeneinfahrt von Muscat. Im Hafen haben an der Pier schon „Mein Schiff 6“ und die „MSC Opera“ festgemacht. Dadurch ist für die ARTANIA kein Liegeplatz mehr frei.
In solchen Fällen hält sich an Bord immer wieder hartnäckig das Gerücht, das Phoenix zu knauserig sei, höhere Liegegebühren zu zahlen und deshalb auf Reede liegen muss.
Nun ja, nicht Phoenix ist zu knauserig, sondern die Passagiere, die ja letztlich für alle Kosten durch den Reisepreis oder durch Zusatzzahlungen aufkommen müssen. Ich kann mir den Aufschrei schon vorstellen, wenn Phoenix von jedem Gast z. B. zusätzlich 50 € (oder mehr) einfordern würde, damit wir in den Hafen einlaufen dürften und dafür „Mein Schiff 6“ von TUI Cruises mit seinen 2.500 Passagieren den Platz für uns räumen müsste.
Denn die „Bevorzugung“ hat einen anderen Grund, wie uns Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer wissen ließ. Die Schiffe von TUI Cruises und MSC verkehren in den Wintermonaten regelmäßig zwischen Dubai und Muscat fast schon wie Linienbusse hin und her. Sie haben somit eine Art Stammkundenbonus und werden deshalb bevorzugt an die Pier gelassen - im Gegensatz zu Phoenix, die ein- oder zweimal im Jahr hier anlegen.
Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass die Kosten für einen Liegeplatz auch von der Größe der Schiffe und der Passagierzahlen abhängen. Und da spielen TUI Cruises und MSC in einer anderen Liga und werden dann selbstredend bevorzugt.
Um halb acht verkündet der Kreuzfahrtdirektor, dass ein Tendern unmöglich ist. Bei einem Schwell mit einem Auf und Ab von 2,50 Metern wäre das viel zu gefährlich.
In Windeseile wird für den Tag ein alternatives Animationsprogramm für den Vormittag zusammengestellt und schriftlich auf die Kabinen verteilt.
Um 9:30 Uhr wird der Anker gelichtet und die ARTANIA nimmt Kurs auf Mumbai in Indien.
Am späteren Abend fand hinten am Heck in der Phoenix-Bar die „70er/80er Flower Power Party“ statt. Zwar war die Flower-Power-Bewegung eindeutig ein Kind der 60er Jahre, aber wir wollen mal nicht so pingelig sein. Was sind schon 1 – 2 Dekaden im Vergleich zur Ewigkeit. Und außerdem gingen Doris und ich sowieso früh ins Bett, um unsere vermaledeite Erkältung auszukurieren.
Einer der beiden Aufzüge im Mittelteil des Schiffs ist seit vielen Tagen außer Betrieb. Das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben, bis ein Techniker von der Aufzugsfirma in einem Hafen zur Verfügung stehen wird und den Aufzug reparieren kann.
Was mir an diesem Schild so gefallen hat, ist die ausgewählte Wortwahl „technische Umstände“, eine wunderbare Umschreibung für „kaputt“.
Obwohl wir ja durch den ausgefallenen Landgang in Muscat viel mehr Zeit für den großen Schlag nach Mumbai hatten, fuhr die ARTANIA „Full Speed“. Die Erklärung erhielten wir im Laufe des Tages. Der Plan war, jetzt in Mumbai schon am Samstagabend anstatt erst am Sonntagvormittag anzukommen. Die Einreiseformalitäten in Indien sind sehr zeitaufwendig und jeder Passagier und jedes Crewmitglied muss sich einem sogenannten Facecheck unterziehen. Es ist vorteilhaft, dieses Procedere einschließlich Schlangestehen schon am Samstagabend hinter sich zu bringen, damit man am Sonntag in der Frühe gleich durchstarten kann.
Im Vorfeld dieser Einreiseformalitäten mussten wir eine sogenannte Einreisekarte ausfüllen. Hier waren insbesondere Name und Passnummer einzutragen.
Bezüglich „Name“ gab es bei Doris ein kleines Problem. In die Einreisekarte sollte in das entsprechende Feld erst der oder die Vornamen und dann der Nachname eingetragen werden, genauso wie im Pass eingetragen. Hierfür standen aber lediglich 28 Kästchen zur Verfügung, also für jeden Buchstaben und jedes Leerzeichen ein Kästchen.
Da Doris gemäß Pass „Doris Marianne Anneliese Hölzer-Leimenkühler“ heißt, lassen sich Name und Formular nicht in Einklang bringen. Also musste Doris von der Ausfüllvorschrift abweichen und trug nur „Hölzer-Leimenkühler Doris“, also erst den Nachnamen (der im Pass ja auch an erster Stelle steht) und dann nur einen Vornamen ein, damit waren die vorhandenen Kästchen aufgebraucht. Irritationen bei der Einreise waren somit vorprogrammiert.
An der Pier von Mumbai lag schon die "World Odyssey", die im Sommer als "Deutschland" für Phoenic fährt.
Wir kamen gegen 19 Uhr in Mumbai an.
Nach dem Anlegen werden normalerweise die Gangways der ARTANIA ausgefahren, was nur wenige Minuten in Anspruch nimmt. Anders in Mumbai. Hier bestand die Hafenbehörde darauf, eigene Gangways irgendwie an die ARTANIA anzutackern. Dieses Schauspiel haben wir in den verschiedensten Häfen schon miterleben dürfen. Die Dramaturgie läuft meist wie folgt ab:
Langes und umständliches Probieren, mit großem Kran- und Hubwagen (wie hier im Bild zu sehen), um dann festzustellen, dass das Vorhaben doch nicht funktioniert, weil irgendetwas nicht passt oder kompatibel ist. Dann wird schließendlich doch die Gangway der ARTANIA ausgefahren.
So auch heute. Gangway Nummer 1 war zu kurz und dadurch war nach dem Anbringen die Sache viel zu steil. Also wurde mit einem Hubwagen eine weitere (längere) Gangway herbeigeschafft. Die konnte man aber auch nicht vernünftig anbringen, denn sie war zu breit und passte deshalb nicht. Wie prognostiziert, wurde das Vorhaben abgebrochen und die schiffseigene Gangway ausgefahren. Immerhin gelang es später, am zweiten Ausstieg der ARTANIA eine hafeneigene Gangway anzubringen.
Jetzt, um 20 Uhr, stand dem sogenannten Facecheck nichts mehr im Weg. Um das Gedränge und die Länge der Warteschlangen zu reduzieren, wurden zunächst nur die Decks Nummer 2,4,6 und 8 aufgerufen, sich in das Hafenterminal zur Gesichtskontrolle zu begeben.
Darüber hinaus dürften Gäste, die an diesem Abend noch an Land gehen möchten, sich ebenfalls schon zum Facecheck begeben. Mitzubringen sind: Reisepass, Visum (war ziemlich umständlich und teuer, es sich zu besorgen), die E-Landing-Card (hatten wir von Phoenix bekommen) und die ausgefüllte Einreisekarte. Da wir gerade beim Abendessen saßen, konnten wir dem Aufruf nicht sofort folgen (wir wohnen auf Deck 4).
Als wir mit dem Essen fertig waren, stellten wir fest, dass unser bisheriges Nichterscheinen bei den Einreisebehörden nicht aufgefallen war, da die Schlange noch immer elend lang war.
Irgendwann beschlossen wir, uns dann doch in die mittlerweile sehr viel kürzer gewordene Schlange einzureihen. Kaum war das geschehen, erfolgte der Aufruf, dass sich nun die Passagiere der Decks 3,5 und 7 aufmachen könnten, sich Face checken zu lassen. Seltsam, wohnen auf den aufgerufenen 3 Decks wirklich nur knapp 10 Leute? Denn viel mehr reihten sich hinter uns nicht mehr ein.
Die Prüfung selbst ging bei mir relativ schnell, nur die Abnahme der Fingerabdrücke meiner Daumen musste mehrmals wiederholt werden, bis der Mann am Einreiseschalter zufrieden war.
Bei Doris dauerte die Sache erwartungsgemäß länger. Es mussten mehrere Kollegen und Vorgesetzte hinzugezogen werden, um zu entscheiden, ob man
Doris Marianne Anneliese Hölzer-Leimenkühler
einreisen lassen wollte oder nicht. Was letztlich die Entscheidung für die Einreisegenehmigung gegeben hat, blieb im Dunkeln. Jedenfall bekam Doris die wichtigen Stempel auf die E-Landing-Card und in ihren Reisepass.
Für heute hatten wir uns nur ein kleines Programm vorgenommen – Gateway of India, ein Wahrzeichen von Mumbai, sonst nichts weiter.
Ein kleiner Shuttlebus fuhr nur uns beide exklusiv die knapp 400 Meter bis zum Hafenausgang, dem „Green Gate“, denn Laufen war im Hafengelände nicht gestattet.
Dort angekommen, wollten wir erst mal in Ruhe diesen Standort mit der App maps.me in die heruntergeladene Offline-Karte von Mumbai eintragen. Allerdings redeten unverzüglich mehrere Taxifahrer auf uns ein und trotz unseres Rufs „We are busy!“ wurde der Geräuschpegel um uns herum nur geringfügig leiser.
Wir wussten aus dem Internet, dass für die ca. 2,5 Kilometer lange Strecke zum Gateway of India laut offiziellem Taxi-Tarif nach Taxameter umgerechnet knapp 2 Euro fällig würden.
Wir lehnten alle Ausflugs- und Sightseeing-Offerten ab und konnten klar machen, dass wir nur eine Fahrt von A nach B machen wollten und nichts weiter. Als Fahrpreis nannte man uns 1 US-$. Unter Tarif? Wo war der Haken? Nachdem wir noch einmal klipp und klar erklärten, 2 Personen hier vom Green Gate zum Gate of India.
Kaum dass die Fahrt losging, versuchte der Fahrer uns weitere Ziele von Mumbai schmackhaft zu machen. Ein einfaches „Nein“ unsererseits wirkt natürlich in keinster Weise und die Werbeveranstaltung nahm weiter ihren Lauf. Erst als wir mehrmals auf unsere Erkältung hingewiesen hatten und dass wir dringend Schonung benötigen würden, gab er auf. Jetzt war uns das 1$-Fahrpreis-Geschäftsmodell klar. Den Fahrgast so lange zu zermürben, bis er sich auf eine Ausflugsfahrt einlässt. Ich vermute, dass dieses Konzept, das ich keinesfalls für unseriös oder verwerflich halte, in weit über 50% der Fälle aufgeht.
Wir hatten den Fahrer gebeten, auf dem Weg an einer Wechselstube anzuhalten. An einem Laden mit Modeschmuck und sonstigem Krimskrams hielt er an und dort bekamen wir problemlos 20 € zum regulären Kurs in 1.700 indische Rupien gewechselt.
Am Gateway of India angekommen, ließ uns der Fahrer, den wir mit 3 US-$ entlohnten, aussteigen.
Das Gateway of India ist nicht nur bei den Touristen ein beliebtes Ziel, sondern auch ganz besonders bei den Einheimischen. Auf den Platz rund um das Gateway gelangt man nur über eine Kontrollstation, wo auch Rucksäcke geröntgt werden.
Es war Sonntag und deshalb auch halb Indien auf dem Weg zum Gateway unterwegs.
Zu allem Überfluss war der Großteil des Platzes vor dem Gateway gesperrt, weil dort eine Bühne und Bestuhlung für ein Konzert aufgebaut waren. Also nur Gedränge und Geschubse und ein ständiger Kampf um die wenigen halbwegs guten Plätze, um Selfies oder Fotos zu machen.
Wir wurden mehrmals von Einheimischen gebeten, zusammen mit ihnen für ein Foto zu posieren, was wir gerne und bereitwillig taten.
Vom Gatway of India gehen auch die Boote zur Elefanteninsel ab, einem weiteren touristischen Magneten. Ursprünglich hatten wir die Idee, auch dorthin zu fahren, nahmen davon aber sehr schnell wieder Abstand. Vielleicht beim nächsten Mal?
Auch wir ließen uns ablichten. Rund um das Gateway bieten unzählige Fotografen ihre Dienste an. Ausgestattet mit einer guten Kamera und einem mobilen Drucker im Rucksack kann man sich mit dem Gateway im Hintergrund oder auch wahlweise mit dem gegenüberliegenden Luxushotel, dem Taj Mahal Palace, fotografieren lassen.
Wir entschieden uns für beide Motive. Der Preis pro Foto beträgt seit vielen Jahren 1 $.
Die Fotos waren zwar total überbelichtet, aber der Fotograf hatte hauptsächlich damit zu kämpfen, dass der Platz zwischen Kamera und Hauptmotiv (also uns) frei von Menschen blieb, da konnte er sich nicht auch noch um eine ausgewogene Belichtung kümmern.
Dass durch die Aufbauten für das Konzert die Sicht auf das Gateway behindert war, nahmen wir auch locker in Kauf, schließlich haben wir solch ein Foto schon mal vor Jahren hier anfertigen lassen und das ist korrekt belichtet mit unverbauter Sicht auf das Gateway of India. Die heutigen Fotos haben wir also mehr oder weniger aus alter Gewohnheit machen lassen. 😊
Direkt vor dem Gateway war ein schmaler Sreifen unversperrt. So konnte ich doch noch von der Seite fotografierend, ein noch durchaus passables Foto anfertigen.
Ein Erbe aus der englischen Kolonialzeit. Kricket ist in Indien ein Volkssport. Uns begeneten einige Gruppe Jugendlicher, die die Straße als Kricketfeld nutzten. Die Autos fuhren verständnisvoll um die Spieler herum.
Wir entschieden, den Rückweg zu Fuß zu gehen, um wenigsten noch ein klein wenig vom Flair von Mumbai mitzubekommen. Dabei unterstützte uns die Smartphone-App maps.me, damit wir uns nicht verliefen.
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Stadl Frühschoppens mit Freibier und dem Auftritt des ARTANIA-Gästechors in Harry’s Bar.
Doris und ich entsagten all diesen Vergnüglichkeiten und verordneten uns weitgehende Bettruhe, um morgen in Kochi wieder fit zu sein.
Wir fühlten uns fit genug für einen kleinen Ausflug mit einem Tuk-Tuk, das sind 3-sitzige Kabinenroller. Wir wussten, dass am Anleger unzählige dieser kleinen knatternden Zweitakter auf Kundschaft warten würden.
Der Weg vom Schiff zum Terminalgebäude betrug einige hundert Meter, aber es pendelten 3 Elektrowägelchen mit Platz für bis zu 10 Personen hin und her. Selbstredend nutzen wir diesen Service.
Im Terminal gab es einen weiteren Facecheck und einen weiteren Stempel auf die E-Landing-Card. Doris wurde diesmal anstandslos gecheckt.
Nun konnten wir mit einem Tuk-Tuk-Fahrer verhandeln, wobei die Verhandlung erfreulich locker verlief. Unser Ansinnen: Fahrt nach „Fort Kochi Beach“ ohne das übliche Besichtigungsprogramm, wie der Besuch der Franziskanerkirche und der Open-Air-Wäscherei, kein Besuch eines Spice-Market und vor allem keine Souvenirläden.
Diese Standardtour hatten wir bereits zweimal absolviert und der wirkliche interessante Teil war immer der Spaziergang an der Strandpromenade im Stadtteil Fort. Hier bevölkerten hauptsächlich Einheimische die Promenade, an der sich Buden, Verkaufsstände und kleine Restaurants aneinander reihen..
Am Ende dieser Promenade befinden sich die großen chinesischen Fischernetze, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.
Für 15 $ wurden wir die 11 Kilometer hin und nach etwa eineinhalb Stunden wieder zurückgefahren.
Die Fahrt durch quirlige Geschäfts- und Wohnviertel allein kann locker als Panoramafahrt gewertet werden. Der Verkehr typisch chaotisch, aber funktionell.
Die Promenade selbst war enttäuschend. Alles war etwas ungepflegter als noch vor einigen Jahren.
Die Badebucht, die damals von Dutzenden von Menschen bevölkert war, war menschenleer und das Baden ist dort mittlerweile verboten.
Diese beiden Ungetüme kannten wir bisher noch nicht. Es handelt sich um zwei Boiler zur Dampferzeugungung. Damit wurden einmal Kräne im Hafen von Kochi betrieben.
Eins von ca. 20 historischen chinesischen Fischernetzen, die links und rechts an diesem Meeresarm stationiert sind.
Wir tranken in einem kleinen Restaurant einen frisch gepressten Orangensaft und erstanden für Doris in einem kleinen Laden noch schnell zwei Hosen.
Nach unserem Rundgang an der Uferpromenade trafen wir unseren Fahrer wieder, der auf uns gewartet hatte und fuhren zurück zum Schiff.
Um 16 Uhr beobachteten wir von „unserem“ Promenadendeck das Ablegen der ARTANIA.
Gegen 13 Uhr machen wir an die Pier im Hafen von Colombo fest.
Vor dem eigentlichen Landgang erst einmal Geld wechseln.
Der Geldwechsler parkte mit seinem Gefährt direkt vor der ARTANIA.
Wegen der Hitze beschlossen wir, nicht gleich von Bord zu strömen, sondern erst in Ruhe nach der Kaffeestunde einen kleinen Spaziergang in den nahe gelegenen Stadtteil Fort zu machen.
Gleich hinter dem Hafentor lauerten schon die Tuk-Tuk-Fahrer. Aus Erfahrung wussten wir, dass sie die Hartnäckigsten in ganz Asien sind. Den ersten Schwung konnten wir noch halbwegs damit „abwehren“, dass wir einfach mit einem No-Thank-You-Stakkato weitergelaufen sind. Doch einer verfolgte uns, überholte uns und blieb dann stehen, mit dem Garantieangebot, uns für einen Dollar zu allen Sehenswürdigkeiten hinzufahren. Das ganze Prozedere wiederholte sich bestimmt zehnmal. Nur durch grobe Unfreundlichkeit unserseits konnten wir ihn dazu bewegen, aufzugeben. Das machen wir nicht gerne, wohl wissend, dass diese Leute Geld verdienen müssen, manchmal auch mit etwas zweifelhaften Methoden.
So erzählte uns einmal ein Pärchen, dass Sie für eine Tour mit dem Fahrer 10 $ vereinbart hatten. Am Ende sollten sie aber 40 $ zahlen. Die Rechnung war ganz einfach: 10 $ hin und 10 $ zurück und das pro Person, macht nach Adam Riese für zwei Personen 40 $.
Ähnliches ist uns auch schon passiert, allerdings nur im einstelligen Dollar-Bereich.
Jedenfalls konnten wir irgendwann unseren Weg unbehelligt fortsetzen, um ein wenig Stadtluft zu schnuppern.
Unterwegs tafen wir auf Schulkinder, die von Lehrern und Betreuer zu den Schulbussen geleitet wurden.
Die Kinder winkten uns fröhlich zu.
In einer Art Biergarten machten wir Rast. Hier konnten wir etwas über das Preisniveau in Sri Lanka lernen. So kostete eine Cola oder wie in meinem Fall ein Ginger Ale 100 Rupien, das sind umgerechnet etwa 25 Eurocent.
Inzwischen begann es zu dämmern und um halb sieben war es richtig dunkel, Grund genug, zum Schiff zurück zu kehren. Das konnten wir problemlos mit einem Tuk-Tuk bewerkstelligen. Angenehm fiel uns auf, dass der Fahrer den Fahrpreis in Rupien nannte und nicht in Dollar. Die knapp 10-minütige Fahrt durch das abendliche Colombo sollte 300 Rupien (0,75 €) kosten, da legt man doch gerne noch etwas drauf.
Die ARTANIA am Abend. Im Hintergrund der Lotus-Tower, eine Sehendwürdigkeit von Colombo. Die farbige Beleuchtung wechselt ständig, ein echter Hingucker.
Heute, am zweiten Tag in Colombo, war Passagierwechsel. Das bedeutete, dass die schöne Zeit mit einem nur halbvollen Schiff vorbei war. Für die nächste Etappe von Colombo bis Mauritius wird der Kahn mit über 1000 Passagieren ausgebucht und voll bis unter die Decke sein.
Unser heutiges Ziel in Colombo lautete: Die Independence Memorial Hall.
Die Independence Memorial Hall ist ein Nationaldenkmal in Sri Lanka zur Erinnerung an die Unabhängigwerdung Sri Lankas von britischer Herrschaft und der Errichtung eines Ceylonesisch-gewählten Parlaments am 4. Februar 1948.
(Quelle Wikipedia)
Die Entfernung zum Hafen betrug etwas mehr als 5 Kilometer, die man am besten per Tuk-Tuk zurücklegt.
Am späten Vormittag stiefelten wir los, die Ohren auf Durchzug gestellt, um die Fahrer-Traube in Hafennähe hinter uns zu lassen.
Unsere Wahl fiel auf ein einsam am Straßenrang stehendes Gefährt und wir wurden mit dem Fahrer schnell einig. Fahrt zur Memorial Hall, dortiger Aufenthalt etwa eine Stunde, Rückkehr zum Hafen über den Stadtteil Pettah.
Pettah ist ein Viertel in Colombo, das östlich des Forts im Stadtzentrum und hinter dem Hafen von Colombo liegt. Das Viertel Pettah ist berühmt für den Pettah Market, eine Reihe von Freiluftbasaren und -märkten. Es ist eines der belebtesten Gewerbegebiete Sri Lankas, in dem sich eine Vielzahl von Groß- und Einzelhandelsgeschäften, Gebäuden, kommerziellen Einrichtungen und anderen Organisationen befinden.
Quelle Wikipedia (englisch) - Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator
Hatte ich schon erwähnt, dass zufällig in der Nähe der Memoria Hall ein Cache zu heben ist?
Die Rückfahrt ging wie gewünscht durch das Viertel Pettah. Hier war es viel zu bunt und zu quirlig, als dass man da einfach nur durchfährt.
Also baten wir unseren Fahrer, uns irgendwo rauszulassen und nach einer Stunde die Fahrt mit uns fortzusetzen. Gesagt getan, an der „Old Town Hall“ (altes Rathaus) stiegen wir aus und dort wartete der Fahrer auf uns.
Wir ließen uns durch das Gewirr der Straßen und Gassen treiben und kauften ein.
100 Gramm Curry und 100 Gramm Chiliflocken für zusammen 300 Rupien (0,75 €).
Zu der Freude über den preiswerten Einkauf kam allerdings der leicht wiederaufkeimende Groll über unseren Gewürzhändler des Misstrauens in Dubai auf (siehe Blogeintrag vom 1.1.2023), wo die Preisverhandlungen in 5-Dollar-Schritten erfolgten.
Unser nächster Einkauf, einige Bananen, war etwas komplizierter.
Der Preis für das von uns ausgewählte Bündel sollte erst 150 Rupien betragen, stieg aber dann plötzlich (wahrscheinlich aus inflationären Gründen) auf 450 Rupien. Nach zähen Verhandlungen zwischen Doris und dem Händler und einem mittlerweile von irgendwo herbeigeeilten Vermittler fiel der Preis dann zurück auf 250 Rupien (0,65 €).
In dem bereits erwähnten Gewirr von Straßen und Gassen hatten wir selbstredend jegliche Orientierung verloren. Vorsorglich hatten wir von Google Maps die Karte von Colombo heruntergeladen, die wir jetzt auch ohne Internet mit unseren Smartphones offline nutzen konnten. Und Google Maps kannte auch die „Old Town Hall“, sodass wir wieder zu unserem Fahrer zurückfinden konnten.
Zurück am Hafen mussten wir noch unseren Fahrer entlohnen. Da wir den vereinbarten Verlauf geändert hatten, boten wir statt der vereinbarten 10 $ stattdessen 6000 Rupien an (15 € bzw. 16 $).
Entgegen unserer Annahme reichte das aber nicht, also legten wir noch mal 500 Rupien drauf, damit er halbwegs zufrieden war. Die Verabschiedung war dann freundlich, ein gutes Zeichen, dass der Fahrer am Ende doch zufrieden war.
Es ist kaum zu glauben, aber für heute hatten wir bei Phoenix einen Ausflug gebucht. „Ein halber Tag am Strand“ lautete der Titel des Ausflugs. Genau diesen Ausflug hatten wir vor 3 Jahren schon einmal gemacht und er hat uns ausgesprochen gut gefallen. Damals kostete dieser Ausflug 35 € pro Person, heute 39 €, eine Preissteigerung die im Rahmen bleibt.
Um 8:30 Uhr ging es los und nach 45-minütiger Busfahrt kamen wir am „Mount Lavinia Hotel“, einem Prachtbau im Kolonialstil, an. Allerdings bröckelt die koloniale Pracht an einigen Ecken und Enden, was aber beim Baden nicht so ins Gewicht fällt.
Der Begrüßungstrunk in der Hotellobby blieb diesmal aus. Etwa 100 Meter vom Hotel entfernt war der Strand, doch diesmal ohne Sonnenschirme (obwohl in der Ausflugsbeschreibung zugesagt). Aber unter Bäumen oder neben den strohgedeckten Pavillons konnte wir etwas Schatten finden.
Die hohen Wellen machten das Reingehen ins und das Rausgehen aus dem Wasser etwas schwierig, aber erst mal drinnen, ließ es sich angenehm schwimmen.
Die zum Ausflug gehörende „Teatime“ fand diesmal nicht in einem der Pavillons am Strand statt, sondern in einem der Restaurants im Hotel. Das Buffet mit den Sandwichs, Pasteten und Küchlein war sehr dekorativ, aufwendig und liebevoll angerichtet.
Resümee: Nach wie vor ein schöner Ausflug. Aber man merkt, dass auch hier die Coronazeit nicht spurlos und ohne Folgen vorbeigegangen ist.
Um 18:00 Uhr mussten wir erneut zur obligatorischen Rettungsübung antreten, um das Anlegen der Schwimmwesten zu üben und zu lernen, wie wir uns in einem Alarm- oder Notfall zu verhalten haben.
Um 20.00 Uhr legten wir ab.
Für heute hatten wir schon von zu Hause aus bei Phoenix den Ausflug „Elefanten im Udawalawe“ gebucht. Diesen Ausflug in den Udawalawe Nationalpark hatten wir schon zwei Mal gemacht, zuletzt vor drei Jahren, und für mehr als gut befunden.
Allerdings zeigte die Smartphone-App „Regen-Radar“ seit vorgestern, dass es in dieser Gegend den ganzen Tag regnen wird. Und unsere noch nicht abgeklungene Erkältung passte nicht wirklich zu einer Fahrt im offenen Geländewagen bei Regen. Also mussten wir den Ausflug wieder stornieren – Stornogebühr hin oder her.
Und in der Tat, bereits bei unserer Ankunft im Hafen von Hambantota war der Himmel bedeckt und es regnete sich mehr und mehr ein. Unsere Entscheidung, den Ausflug zu stornieren, war also richtig gewesen, auch wenn man uns über die Höhe der Stornogebühren immer noch im Unklaren ließ.
Also unterschied sich der heutige Tag von einem Seetag nur dadurch, dass das Schiff erfreulich leer war. So hatte ich genügend Zeit, den 4. Blogeintrag fertig zu stellen und online gehen zu lassen.
Heute Vormittag fand der Maritime Frühschoppen statt, mal wieder ohne uns. Unser Fernbleiben hat einen ganz einfachen Grund, wir mögen keine Seefüße, wie wir die dort gebotenen Seafood-Spezialitäten gerne etwas respektlos bezeichnen und bewusst fehlerhaft übersetzt haben (Seafoot statt Seafood).
Eine der wenigen Ausnahmen bei den Seefüßen bilden z. B. Fischstäbchen, die aber bei diesem Frühschoppen leider nie angeboten werden.
Unangenehmerweise begann seit gestern die Klimaanlage zu schwächeln. Trotz Stellung des Reglers auf der kältesten Stufe, herrschen in der Kabine Temperaturen bis 26 Grad, was insbesondere Nachts äußerst unangenehm ist.
Das offizielle Narrativ von Phoenix lautet: Die Aggregate für die Klimatisierung der ARTANIA laufen auf höchster Stufe – mehr geht nicht. Gründe dafür, dass die Aggregate an ihre Grenzen stoßen, sind sowohl die hohe Temperatur des Meerwassers (27°) als auch die der Luft (30°).
Meine Vermutung ist eher, dass irgendetwas nicht richtig funktioniert. Wir fahren nicht das erste Mal mit der ARTANIA in Gebiete mit solchen klimatischen Bedingungen und derartige Probleme hatte es nicht gegeben.
Der Kreuzfahrtdirektor appellierte außerdem an die Passagiere der Balkonkabinen, dass sie die Balkontüren immer geschlossen halten sollen, weil offene Türen die Klimaanlage zusätzlich belasten, ohne dass es dadurch in der Kabine kühler wird.
Dieser Apell wird wahrscheinlich ähnlich befolgt, wie die Bitte, keine Liegen zu reservieren.
In Facebook gibt es bereits erste kritische Stimmen und Beschwerden zur Klimasituation auf dem Schiff.
Wir warten erst mal ab und nutzen beim Schlafen eine leichtere Decke, statt der molligen Bettdecke.
Eine mitreisende Passagierin sprach mich an, dass sie ein wenig die Lästermäuler Waldorf und Stadler vermisse, die ja hier im Blog immer dann auftauchen, wenn mir etwas unangenehm auffällt oder ich etwas kritisieren möchte, wie böse Zungen behaupten, wenn ich wieder etwas zu meckern habe.
Aber der Wunsch der Dame ist mir Befehl, denn da fällt mir sofort die Besetzung der Rezeption ein, die immer wieder für einen Klopper gut ist.
Manchmal habe ich das Gefühl, die Grundvoraussetzung eines Mitarbeiters für den Einsatz an der Rezeption sind folgende Eigenschaften:
Auf keinen Fall sollte der Mitarbeiter den Drang verspüren, wenn er etwas nicht weiß, bei der entsprechenden Abteilung nachzufragen.
Beispiel gefällig?
An Tagen des Passagierwechsels gibt es zwei verschiedene Tagesprogramme, eines mit Informationen für die abreisenden Gäste (manche davon verlassen erst abends das Schiff) und eines mit Informationen für die ankommenden Gäste.
Der durchreisende Gast, so wie wir z. B., erhält bereits am Vorabende beide Versionen des Tagesprogramms auf die Kabine.
So war jetzt am 19.1.2022 beim Passagierwechsel in Colombo in der Abreise-Version zu lesen, die Öffnungszeiten der Restaurants fürs Mittagessen sind von 12:00 – 13:30. Im Gegensatz dazu waren die Zeiten im Anreiseprogramm mit 12:30 – 14:00 Uhr angegeben.
Anruf bei der Rezeption, was denn nun stimmen würde. Antwort: 13:30, denn so stünde es in dem ihm vorliegenden Einschiffungsprogramm. Hatte er ein anderes Papier vorliegen wie wir? Telefonisch kamen wir so nicht richtig weiter.
Also wurden wir jetzt mit den beiden Programmen an der Rezeption vorstellig, um die Sache zu klären.
Der Mitarbeiter kam jetzt tatsächlich ins Grübeln, aber eine Kollegin sprang hilfreich ein und erklärte uns allen Ernstes wörtlich: “Die abreisenden Gäste können bis 13:30 zu Mittag essen und die anreisenden Gästen könnten dies bis 14:00 Uhr tun.“
Ich verkniff mir die Frage, ob für durchreisende Gäste dann das arithmetische Mittel der beiden Zeiten gilt, also Öffnungszeit bis 13:45 Uhr. Wir gaben ganz einfach auf.
Denn wir konnten uns nicht vorstellen, dass die anreisenden und abreisenden Gäste verschieden farbige Bändchen ums Handgelenk gebunden bekommen, um sie unterscheiden zu können.
Ein Kellner konnte uns übrigens beim Frühstück am besagten Abreisetag sagen, dass am Mittag die Restaurants definitiv bis 14:00 Uhr geöffnet sind.
Diese kleine Episode zeigt den Stil, wie an der Rezeption gearbeitet wird, nämlich zusehen, dass man den Kunden schnell wieder loswird, anstatt wie in diesem konkreten Fall, einfach mal zum Telefon zu greifen und beim Hoteldepartment des Schiffs nachzufragen, um kompetent Auskunft erteilen zu können.
Jetzt ist die Frage, Mittagessen bis 13:30 oder 14:00 Uhr, nicht unbedingt existentiell. Das eigentliche Problem ist, dass man sich auf Aussagen der Rezeption nicht verlassen kann, eventuell auch bei sehr wichtigen Fragen.
Auf Wunsch könnte ich weitere ähnlich skurrile Anekdoten erzählen., was ich mir aber vorerst verkneife.
Wir kamen gegen 7:00 Uhr in Malé an und warfen den Anker, weil es keine Pier für Kreuzfahrtschiffe gibt.
Malé bezeichnet sowohl die Hauptstad der Malediven als auch die gleichnamige Insel. Nachdem alle Ausflügler an Land gebracht worden waren, konnten wir gegen 11:00 Uhr bequem an Land tendern.
Wir machten einen kleinen Stadtbummel rund um die Hafengegend und starten unseren Rundgang an den Markthallen.
An einem kleinen Stand mit Elektronik-Krimskrams, wie USB-Kabel, Kopfhörer etc. schauen wir uns die Auslagen an. Der Händler bietet uns aus heiterem Himmel freundlich jeweils eine Banane an, nach kurzem Zögern (was will er von uns?) nehmen wir sie an und fangen an sie zu schälen. Da reicht er uns noch Servietten und als wir sie verspeist hatten (sie schmeckten vorzüglich) nahm er uns Servietten und Schalen von selbst wieder ab, weil wir keinen Papierkorb fanden. Warum hat er das gemacht? Es folgte keinerlei Verkaufsgespräch oder Hinweis auf seine Waren, er war uns einfach nur freundlich gesinnt, warum auch immer.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einen Joint-Venture mit einem der Obstverkäufer hatte, die in einer anderen Halle ihre Waren feilboten. 😊
Wir hatten sowieso vor, einige Bananen zu kaufen, weil die aus Colombo bereits verzehrt waren bzw. mittlerweile einen zu hohen Reifegrad erreicht hatten und entsorgt werden mussten.
Bei einem der vielen Obsthändler trugen wir unser Kaufanliegen vor – 6 Bananas, please. Erst hatten wir das Gefühl, er wollte uns gar nicht bedienen, dann nahm er sich doch ein Messer und schnitt uns gemäß unserer Bestellung lustlos mit steinerner Miene 6 dieser leckeren Mini-Bananen ab und legte sie auf eine elektronische Waage, an der er vorher noch einige Knöpfchen gedrückt hatte. Die Waage zeige als Betrag 30 Maledivische Rupien (MVR) an, die wir bereitwillig zahlten (wir hatten noch ca. 150 Rupien von der letzten Reise hierher übrig).
Als wir hinterher nachrechneten und feststellten, dass wir fast zwei Euro bezahlt hatten, waren wir der Meinung, dass der Verkäufer wenigsten ein bisschen hätte lächeln können.
Unser Bummel ging weiter über eine kleine Mole, an der viele bunte Fischerboote lagen. im Wasser begleiteten uns zwei stattliche Rochen ein kleines Stück des Wegs.
Die Fortsetzung unseres Rundgangs führte vorbei an einem Fischmarkt und einer Moschee und wieder zurück zur Tenderpier.
Eine Alternative zum Bummel durch Malé wäre ein Strandaufenthalt in einem der Hotelressorts gewesen. Phoenix hat solche Ausflüge im Programm, zum Preis von 150 -200 Euro. Hier, so finden wir, scheint das Preis-Leistungsgefüge etwas in Schieflage geraten zu sein. In Colombo hatte ein ähnlicher Ausflug („Halber Tag am Strand“) nur 39 Euro gekostet.
Den späteren Nachmittag verbrachten wir in der Kopernikus-Bar mit Lesen und ein wenig Arbeit am Laptop.
Für heute, wo wir noch einen weiteren halben Tag in Malé lagen, bot Phoenix 2 verschiedene Ausflüge an:
Der preiswerte Ausflug „Rundgang durch Malé“ führte beinahe über die gleiche Strecke, die wir gestern absolviert hatten. Zwar kamen wir nicht in den Genuss eines Führers, der uns mit Erklärungen versorgte, dafür waren wir als Gruppe kleiner (2 Personen) gegenüber den 6 mit Abstand zueinander startenden Phoenix-Ausflugsgruppen mit jeweils ca. 20 Personen.
Also blieben wir auf der ARTANIA.
Um 12:30 Uhr wurde der Anker gelichtet und wir nahmen die nächste Malediveninsel ins Visier, nämlich Gan Islands.
Nach der Kaffeestunde wurde es Zeit für ein allseits beliebtes Spektakulum – die Äquatortaufe rund um den Pool an der Kopernikus-Bar.
Auf einen ausführlichen Bericht verzichte ich an dieser Stelle, da die Äquatortaufe in meinen anderen Reiseblogs bereits mehrfach geschildert wurde. Dort einfach mal in das „Suchen-Kästchen“ am rechten Rand des jeweiligen Blogs den Begriff „Äquatortaufe“ eingeben. Hier im Blog beschränke ich mich auf einige aktuelle Fotos.
Wir standen wieder mal in der letzten Reihe.
Aber auf Neptun, der die ganze Zeromonie überwacht, hatten wir immerhin freie Sicht.
Ob der ukrainische Kapitän Alex Zinkovskyi (ganz in Weiß) wirklich große Freude bei dieser Zeromonie empfindet, ist nicht überliefert.
Auch der Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer (türkises Shirt) musste dran glauben.
Als sich die Massen bereits etwas verlaufen hatten (das Abendessen stand vor der Tür), bekam ich Neptun doch noch vor die Linse.
Gan ist eine Insel des Addu-Atolls, dem südlichsten Teil der Malediven und liegt bereits unterhalb des Äquators. Im Phoenix-Katalog liest man im Reiseplan zwar für den 27.1.2023 „Äquatorüberquerung“, aber da müssen sich die Katalog-Nautiker bei Phoenix Bonn vermutlich vermessen haben. Heute früh um 5:00 Uhr überquerte die ARTANIA den Äquator.
Die Äquatortaufe am gestrigen Nachmittag war als Termin genau richtig gewählt, denn heute früh um fünf wären wohl nicht so viele Gäste an die Kopernikus-Bar gekommen
Wir kamen an unserem Ankerplatz um 9:30 Uhr an, es musste also wieder getendert werden. Wie üblich wurden erst die Ausflugsgäste an Land gebracht, sodass ich erst um halb zwölf festen Boden unter die Füße bekam. Doris ist auf dem Schiff geblieben. Das Auf und Ab ihrer Erkältung geht im Moment leider wieder in die falsche Richtung.
Die Insel Gan mit ihren 1.100 Einwohnern ist touristisch nicht besonders interessant. Vor drei Jahren hatten wir mit einem Taxi bereits eine Inselrundfahrt gemacht, sodass ich mich heute auf einen kleinen Spaziergang beschränkte.
Auch hier wäre die Alternative wieder ein Badeausflug in ein Ressort auf eine nahegelegene Nachbarinsel zu einem horrenden Preis gewesen.
Aber auch direkt in Gan konnte man durchaus ein wenig baden.
Etwa 500 Meter von der Tenderpier entfernt befand sich ein kleiner Strand, allerdings ohne jede Infrastruktur wie Toiletten, Umkleidekabinen etc.
Für das Baden an solchen „einheimischen“ Stränden außerhalb der Hotelanlagen gelten strenge Vorschriften für die Badebekleidung, die auch in der Landgangsinformation abgedruckt waren und auf die noch einmal ausdrücklich per Lautsprecherdurchsage vom Kreuzfahrtdirektor persönlich hingewiesen wurde.
So war wörtlich zu lesen und sinngemäß zu hören:
Allerdings ist westliche Badekleidung, die an Hotelstränden kein Problem darstellt, an den öffentlichen Stränden noch verpönt: knielange Badeshorts werden dort von Männern erwartet, von Frauen zusätzlich ein T-Shirt. Eine gewisse kleidungstechnische Rücksichtnahme empfiehlt sich hier grundsätzlich.
Wie immer gab es auch an diesem kleinen Strand einen „Bodensatz“ von knapp 10% der Phoenix-Gäste, denen Vorschriften und Appelle im Allgemeinen und die Bade-Bekleidungsvorschrift im Besonderen am A… vorbeigehen.
Um 17:30 Uhr verließ die ARTANIA ihren Liegeplatz und nahm Kurs auf die Seychellen. Jetzt lagen erst einmal zwei volle Seetag vor uns.
Die Klimasituation auf der ARTANIA ist weiterhin gleichbleibend unangenehm.
Ich hatte gestern eine E-Mail an Phoenix nach Bonn geschrieben, in der ich die schwächelnde Klimaanlage als Reisemangel reklamiert habe, in der Hoffnung, dass doch vielleicht etwas Bewegung in die Sache kommt.
Das wäre nämlich durchaus wünschenswert, denn heute Nacht hatten wir fast 27 Grad in der Kabine und da schläft es sich nicht so besonders gut.
Die Reaktion auf diese Mail war, dass uns eine Reiseleiterin von Phoenix einen Ventilator zur Verbesserung der Situation anbot. Ein Ventilator vermindert aber die Temperatur um kein Zentel Grad. Nur wenn man sich direkt anblasen lässt, verspürt man eine Abkühlung (Verdunstungskälte!). Aber Schwitzen und Wind sind eine prima Voraussetzung, sich eine Erkältung zu holen und wenn man schon eine hat, ist das kontraproduktiv in Sachen Genesungsprozess. Das erklärte ich der Reiseleiterin auch, sagte trotzdem zu, die Sache zumindest auszuprobieren.
Da es sich bei diesem Gerät um einen großen Tischventilator handelte, mit kurzem Elektrokabel, war allein das Aufstellen in der engen Kabine eine Unding. Außerdem musste noch ein Verlängerungskabel als Stolperfalle quer durch die Kabine gelegt werden, sodass die gleichzeitige Anwesenheit der Kabinenbewohner und des Ventilators als nicht ratsam erschien. Also gab ich das Teil wieder zurück, trotz der Warnung, dass es dann unwiederbringlich anderweitig vergeben würde.
Ich schrieb kurz an Phoenix, dass ich den Ventilator als Mangelbehebung nicht akzeptieren würde.
Eine Stunde später erfolgte eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors. Von den vier Aggregaten für die Klimatisierung der ARTANIA sei eines kaputt gegangen. Eine Reparatur kann frühesten im Hafen von Mauritius erfolgen, weil dorthin ein Ersatzteil geliefert werden muss.
Es ist doch ein schöner Zufall, dass meine Mails nach Bonn und die Wahrheitsoffensive an Bord zusammenfallen.
Ich halte nach wie vor das bisher verbreitete „Narrativ“, dass es quasi normal sei, dass bei diesen Luft- und Wassertemperaturen die Klimatisierung nur noch unbefriedigend erfolgen kann, für nicht ganz wahrheitsgemäß. Eigentlich sollte es schon vorher Probleme mit dem Aggregat gegeben haben, das schließlich dann ganz kaputt gegangen ist.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass meine hier geäußerte, unbewiesene Vermutung, es sei nicht ganz ehrlich informiert worden, keinesfalls dem Kreuzfahrtdirektor anzulasten ist.
Ich kenne und schätze ihn als einen Mann klarer Worte. Seine Aussagen sehe ich vielmehr der Firmenpolitik geschuldet. Zum Beispiel die Salamitaktik wie wir sie bei Phoenix schon erlebt haben. Vielleicht hatte man aber auch gehofft, sich bis Mauritius irgendwie durchmogeln zu können, aber dann wurde der Druck doch zu groß. Es könnte ja sein, dass das Aggregat erst nur „halb kaputt“ war und jetzt ganz in die Knie gegangen ist und die Wahrheitsoffensive unumgänglich war.
Wie gesagt, alles Spekulationen meinerseits, aber diese seien mir in meinem Blog gestattet.
Für den Abend standen große Ereignisse auf dem Programm. Ebenfalls auf dem Achterdeck sollte um 21:30 Uhr eine große „Tropical Party“ stattfinden mit einem noch größeren Feuerwerk. Das Feuerwerk war eigentlich für Silvester gedacht, aber in Dubai im Hafen durfte es nicht abgebrannt werden.
Wir verbrachten einen ruhiger Seetag mit einem gemütlichen Nachmittag auf einem Schattenplatz in der Phoenix-Bar, hinten auf besagtem Achterdeck.
An Seetagen herrscht verstärkte "Reservieritis", nicht nur hier in der Kopernikus-Bar, sondern auch ganz oben auf dem Sonnendeck und hinten auf den Achterdeckts.
Besonders während der Essens- und Kaffeezeiten sind viele Ligen verwaist, aber heftigst belegt.
Aber auch Phoenix selbst sorgt für Reservierungen. An Seetagen werden am Nachmittag 6 von 8 Tischen in der Bibliothek, die auch als Spielzimmer und natürlich als mein "Büro" fungiert, reserviert.
Am späteren Nachmittag kam es zu einem heftigen Regenschauer, der uns nichts machte, da unser Platz überdacht war. In Hektik mussten allerdings die Getränkekellner verfallen, denn ihnen oblag die Aufgabe, die Sitzpolster der nicht überdachten Plätze in Sicherheit zu bringen. Außerdem waren für die Tropical Party zusätzlich Bierzeltgarnituren aufgestellt, wobei Tische und Bänke mit Hussen überzogen waren. Auch die Hussen mussten in Windeseile entfernt werden.
Als nach einer halben Stunde der Schauer vorbei war, wurden die Tische und Bänke wieder abgetrocknet und Hussen und Polster wieder aufgebracht.
Nach einer weiteren guten halben Stunde kam es erneut zu einem Schauer und das Polster- und Hussen-Spielchen ging von vorne los.
Wie oft diese Sisyphos-Arbeit sich noch wiederholte, wissen wir nicht, da es gegen 10 Uhr Zeit wurde, sich langsam auf das Abendesse vorzubereiten.
Heute war weder Gala angesagt. Aber die Gala-Abendessen haben etwas von ihren Schrecken verloren, denn die meist nur medium oder manchmal noch blutiger angebotenen Steaks, kann man im Lido-Restaurant von den Köchen am Buffet nachbehandeln lassen. Und die obligatorische Riesengarnele kann man ja weglassen. (Siehe hierzu auch die vorherigen Anmerkungen zu den Seefüßen.)
Um 21:00 Uhr erfolgte die Durchsage des Kreuzfahrtdirektors, dass die ARTANIA direkt auf ein Regenband zufährt, angezeigt vom Schiffsradar und somit das Feuerwerk auf unbestimmte Zeit verschoben werde.
Somit ging ein fast ereignisloser Seetag zu Ende.
Ich hätte vielleicht schon beim Bericht über Sri Lanka erwähnen sollen, dass diese Etappe der Reise von Colombo bis Mauritius absolut identisch ist mit einem Abschnitt unserer Reise 2019/2020. Damals fuhren wir die Strecke in genau umgekehrter Reihenfolge, nämlich von Mauritius nach Colombo.
Deshalb sind sowohl unserer Unternehmungen als auch die Berichte darüber nicht ganz so umfangreich wie damals.
Der Tag beginnt für die Reiseleitung mit Hektik. Die Passagiere, die den nächsten und übernächsten Reiseabschnitt noch an Bord sein werden, sollten heute ihren Gelbfieberimpfnachweis an der Rezeption vorzeigen, damit die Rezeptionisten ihn für die Behörden fotokopieren können. So war es in dem gestern Abend verteilten Tagesprogramm zu lesen.
Allerdings wurden nicht alle Passagiere im Vorfeld über die Notwendigkeit einer Gelbfieberimpfung informiert.
Grund für dieses Informationsdefizit waren wohl Kommunikationsprobleme zwischen Phoenix und den afrikanischen Behörden.
Verständlich, dass einige Passagiere in heller Aufregung sind. Phoenix bittet die Betroffenen um Geduld und will mit den Behörden versuchen, eine Lösung zu finden.
Alle Passagiere, die die gesamte Reise gebucht haben, wurden vor der Reise über die Notwendigkeit der Impfung informiert. Deshalb haben Doris und ich uns auch brav impfen lassen.
Gegen 13:00 Uhr machten wir im Hafen von Victoria fest. Viktoria ist die Hauptstadt der Seychellen und befindet sich auf der Hauptinsel Mahé.
Unser Vorhaben, nach dem Mittagessen in die Stadt zu laufen, fällt erst einmal ins Wasser. Es regnet in Strömen. Erst am späten Nachmittag lässt der Regen nach und wir brechen auf.
Der Clocktower und der Friedenspark mit den Denkmälern von Nelson Mandela und Ghandi gehören quasi zum Pflichtprogramm.
Wir machen auch noch einen Abstecher zum großen Busbahnhof mit seinen 24 Bussteigen, weil wir vorhaben, morgen ein wenig Bus zu fahren. Wir hatten gehofft, dort aktuelle Fahrpläne zu finden, weil die, die wir ihm Internet gefunden haben uns nicht ganz aktuell erschienen.
Leider gab es am gesamten Busbahnhof keinerlei Aushänge.
Wir konnten am Bussteig „R“ lediglich sehen, dass dort die Busse der Linie 5 nach Baie Lazare im Süden der Insel über Takamaka abfuhren, wie es auch im Internet zu lesen war.
Nach den zwei Kilometern zu Fuß zurück zum Hafen waren unsere T-Shirts so nass, als wären wir durch strömenden Regen gelaufen, trotz bedecktem Himmel. Die hohe Luftfeuchtigkeit forderte eben ihren Tribut.
Um 10:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Warum wir nach Baie Lazare via Takamaka fahren wollten? Ganz einfach, das letzte Mal hatten wir eine Busfahrt in den Norden der 28 Kilometer langen und 8 Kilometer breiten Insel unternommen, also wollten wir diesmal in den Süden, gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Außerdem gefiel uns der Name „Takamaka“ so gut.
Auf halbem Weg zum Busbahnhof kamen wir an einer Bushaltestelle vorbei. Auch hier keinerlei Aushänge, aber wir konnten einen Einheimischen fragen, ob hier „unser“ Bus vorbeikommen würde und ja, das würde er. Prima, haben wir dadurch doch glatt einen guten Kilometer Fußweg gespart.
Allerdings wäre unser Bus, als er kam, beinahe an uns vorbeigefahren, denn man muss grundsätzlich heftig winken, sonst hält er nicht. Dass ich gewunken habe, war rein intuitiv. Beim Bezahlen beim Fahrer erhielten wir den Beweis, dass die Internetseite der Seychelles Public Transport Corporation (SPTC) tatsächlich nicht auf dem neuesten Stand war. Eine Fahrt pro Person kostet nämlich nicht 5 Seychellen-Rupies (0,35€) wie auf der Seite zu lesen war, sondern 12 Rupies (0,80€). Der erste Gedanke war natürlich, dass hier irgendwie ein „Touristenzuschlag“ erhoben wurde, aber den Preis mussten auch die Einheimischen bezahlen, wie wir sehen konnten.
Die Fahrt dauerte etwa eineinhalb Stunden.
Manchmal glaubten wir, der Bus sei breiter als die schmale Straße, was den Fahrer allerdings nicht darin hinderte, Vollgas zu fahren.
Wenn Fahrzeuge entgegen kommen wird es eng, da geht es um Zentimeter.
Da an der Endstation nichts zu sehen war, was unser Interesse weckte, fuhren wir gleich wieder zurück und genossen erneut die Fahrt durch Landschaft und Orte.
Als wir wieder auf der ARTANIA waren, war die Zeit zum Mittagessen schon lange vorbei, aber zur Kaffeestunde gab es heute Schwarzwälder Kirsch, die als Ersatz für das versäumte Mittagsmahl herhalten musste.
Um 8:00 Uhr erreichte die ARTANIA ihren Ankerplatz vor der Insel Praslin. Die Pier war nur für die Katamaran-Fähren groß genug, die zur benachbarten Insel La Digue und nach Mahé fuhren und von unseren Tenderbooten mitbenutzt werden konnte.
Praslin ist nach Mahé die zweitgrößte Insel der inneren Seychellen. Mit nur 12 km Länge und 5 km Breite ist sie recht übersichtlich, was eigentlich auch für die drei vorhandenen Buslinien gelten sollte. Allerdings wurden wir aus den offiziellen Fahr- und Streckenplänen der SPTC nicht richtig schlau. Aber beim letzten Mal hat das Busfahren hier auch geklappt, zur Not muss man halt viel fragen.
In Praslin gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
Wir entschieden uns, wie beim letzten Mal, für (1.) und wollten die 3 Kilometer von der Pier bis dorthin mit dem öffentlichen Bus bewerkstelligen.
Während der Wartezeit an der Haltestelle, wurden wir von diversen Taxifahrern und auch von Tourenanbietern angesprochen. Aber der Fahrpreis von 15 – 20 Dollar (nur hin!) für diese kurze Strecke war uns schlicht zu teuer. Es entstanden kleine Diskussionen über die Preisgestaltung. Auf unseren Einwand, dass das ja viel teurer sei als bei uns in Deutschland, hörten wir von verschiedenen Seiten das Argument, dass Praslin ja nur 7000 Einwohner hätte und Deutschland viele Millionen, eine Logik, der wir allerdings nicht folgen konnten.
Eine einheimische Frau hingegen erklärte uns, dass die Fahrer “Big Money“ machen möchten.
Allerdings wurden uns die Taxipreise auch in dieser Höhe in der Landgangsinformation von Phoenix genannt.
Ein Transporteur mit einem Mini-Bus bot uns an, für 200 Rupies (14 €) in den Nationalpark zu fahren. Ein anderes Ehepaar bekundete Interesse, sich mit uns zusammen zu tun. Dadurch stieg aber der Fahrpreis plötzlich auf 300 Rupies, womit der Deal geplatzt war. Das Ehepaar beschloss, irgendwohin zu laufen und wir warteten weiter auf den Bus. Als einer kam, stimmte zwar die Linie, aber nicht die Richtung, also weiter warten. Und siehe da, unsere Geduld wurde belohnt, ein Bus brachte uns für den uns mittlerweile bekannten Einheitstarif (12 Rupies, egal wohin) in den Nationalpark.
Die Seychellenpalme ist eine endemische Pflanze, die es nur auf den Seychellen gibt. Ihre Frucht, die "Coco de Mer", bringt zwischen 10 und 25 Kg auf die Waage.
Die Rückfahrt gestaltete sich nicht ganz so glatt. Wir saßen zusammen mit einem anderen Touristen-Paar in einem Buswartehäuschen am Nationalpark mit Blick in den Regenwald und warteten und warteten und es kam kein Bus, dafür erst einmal ein heftiger Tropenschauer.
Nach einer dreiviertel Stunde gesellten sich Einheimische dazu, was die Hoffnung aufkeimen ließ, dass der Bus bald kommen würde. Und er kam, wir erhoben uns von der Sitzbank und ich winkte auch, aber der Bus fuhr vorbei. Wir fragten bei den einheimischen Wartenden, ob sie den Grund wüssten, warum der Bus nicht gehalten hätte. Die lapidare Antwort: „zu voll“. Aber in 15 Minuten käme ja vielleicht wieder einer.
Nach weiteren 15 Minuten kam zwar kein Bus, dafür hielt ein PKW an und fragte, wo wir denn hinmöchten. Das andere Ehepaar und Doris waren eher skeptisch, aber ich trat in die Verhandlung mit dem jungen Mann über seinen Privat-Pkw ein. Er tat so, also würde er uns einfach nur aus Gefälligkeit zu dem kleinen Fährhafen hinfahren, aber ich bohrte nach, was es denn wirklich kosten würde. Ich sollte ihm einen Vorschlag machen und schlug 10$ für uns und das andere Ehepaar vor. Er akzeptierte und das andere Ehepaar war auch mit dem Verhandlungsergebnis einverstanden und schnell war klar, wir machen Halbe-Halbe, also 5$ pro Paar. Ich war gerade in den PKW eingestiegen, da kam auch schon der Bus. Wir stornierten aber nicht das ausgehandelte Geschäft, das wäre nicht ganz fair gewesen. Und so ließen wir uns zum Anleger fahren.
Kaum waren wir ausgestiegen und hatten unseren Obolus entrichtet, startete ein neuer Platzregen, sodass wir uns erst einmal unterstellen mussten, ehe wir die lange Pier entlang zum Tenderboot marschieren konnten.
Und wieder hatten wir das Mittagessen ausfallen lassen müssen, aber bei der Kaffeestunde gab es noch Reste von der Schwarzwälder Kirsch Torte. Wir konnten die letzten beiden Stücke erobern.
Zur Beruhigung an die Ernährungsphysiologen, beim Abendessen gibt es ausreichend Salat und Obst (und Eiscreme).
Gegen 20 Uhr wurde der Anker gelichtet, um vor der etwa 2 Seemeilen entfernten Insel La Digue erneut den Anker zu werfen.
La Digue ist mit 5 Kilometer Länge und 3 Kilometer Breite die kleinste der drei bewohnten Hauptinseln der Seychellen. Auf knapp 10 Quadratkilometern leben rund 2200 Einwohner.
Hier hatten wir uns im Internet einen schönen Strand mit schattenspendenden Bäumen ausgesucht, nur einen Kilometer von der Tenderpier entfernt.
Aber ein Blick nach dem Aufstehen aus dem Fenster zeigte uns, dass das Meer viel zu kabbelig war, um zu tendern. Und richtig, um viertel vor acht erfolgte die Durchsage, dass auf Grund der Wellenbewegungen ein Tendern nicht möglich sei. Wir fuhren zurück zum Ankerplatz vor Praslin, es war ja nicht sehr weit.
Praslin, Praslin – wir fahren nach Praslin!
Fast das Gleiche wie 2020. Da war es allerdings so, dass wir den Ankerplatz vor Praslin erst gar nicht verlassen hatten, sondern dass auf Grund der Wetterprognosen schon am Abend entschieden wurde, dass das Tendern in La Dique zu gefährlich sei.
Damals wie heute wurden die Phoenix-Ausflugsgäste kostenlos mit den Katamaran-Fähren nach La Dique gebracht, um dort ihr Ausflugsprogramm absolvieren zu können. Die „Freigänger“, so wie wir, hätten 35 Euro für die 15-minütige Überfahrt (hin und rück) bezahlen müssen.
Ich lasse das mal so unkommentiert stehen. ☹
Was also tun in Praslin? Also erst mal an Land tendern. An der Pier kann man schön Fische beobachten und dann könnte man vielleicht ein wenig durch den nahegelegen Ort spazieren. Gesagt getan.
Nach dem Fische gucken begutachteten wir aber erst einmal einen klitzekleinen Naturstrand, der ganz in der Nähe am Ende der Pier lag. Der war uns bisher gar nicht aufgefallen.
Gestern Abend hatte uns Antony, mittlerweile Restaurantaufsicht mit 1½ Streifen auf der Uniform, davon erzählt.
Wir kennen Antony noch als sehr zuvorkommenden Kellner.
Jedenfalls fiel unsere Begutachtung des Strandes positiv aus, auch wenn der Zugang nicht ganz einfach war.
Für die Figur, die wir beim Abstieg zu dem kleinen Starnd machten, erhielten wir nur mittelmäßige Haltungsnoten.
Es gab eigentlich gar keinen Zugang, sondern man musste über große Steine klettern. Die wenigen Strandbesucher bestätigten uns, dass Baden gut möglich ist, man muss im klaren, sauberen Wasser auf keine Steine und Korallen achten.
Also nichts wir zurück auf die ARTANIA tendern, Badesachen einpacken und zurück zum Mini-Strand.
Es wurde ein wunderbarer Strandaufenthalt, das Wasser war ruhig, keine Wellen, angenehme Temperatur, tief genug zum Schwimmen – Urlauber, was willst Du mehr.
Natürlich fand das Mittagessen an Bord wieder ohne uns statt.
Am Abend wurde bekannt gegeben, dass das Gelbfieber-Impfungsproblem gelöst sei. Phoenix hat sich mit den Behörden in Südafrika geeignet, dass keine Gelbfieberimpfung für die Landgänge mehr notwendig ist.
Das heißt im Umkehrschluss, die 90 € pro Person, die wir für die Gelbfieberimpfung bezahlt haben, davon allein jeweils 20 € für die Eintragung ins Impfbuch (zahlt alles die Krankenkasse nicht), waren praktisch für die Katz.
Gegen 20 Uhr verließen wir unseren Ankerplatz mit Ziel Reunion. Vor uns lagen jetzt zwei volle Seetage.
Die letzten Tage war die Klimasituation auf der ARTANIA ganz erträglich. In der Kabine ging die Temperatur auf fast 23 Grad runter. Der Wärmeaustausch erfolgt wohl unter der Wasserlinie und dort waren Filter durch Plastikmüll aus dem Meer verstopft. Die Filter hätte man nun freigeräumt und noch einige Einstellungen an den Aggregaten optimiert, was zu einer merklichen Verbesserung geführt hatte.
Seit heute morgen sind die merklichen Verbesserungen allerdings nicht mehr spürbar. Die Temperatur stieg im gesamten Schiff rapide an. Am späten Nachmittag war die Temperatur in der Kabine bereits auf fast 27 Grad angestiegen. In den öffentlichen Räumen war es noch wärmer (bis 29 Grad), man war nach wenigen Minuten in Schweiß gebadet.
Konnte der Temperaturanstieg am späten Vormittag noch mit Freibier beim Stadl-Frühschoppen kaschiert werden, machte sich aber so nach und nach doch hier und da ein gewisser Unmut breit.
Um 17:00 Uhr gab es dann endlich Informationen. Den Technikern war es vor einigen Tagen gelungen das kaputte Aggregat wieder zum Laufen zu bringen. Seit gestern Abend ist es allerdings wieder in die Knie gegangen. Die schiffseigenen Techniker würden versuchen das streikende Teil wieder in Gang zu bringen und für den 4. Februar würde definitiv ein Techniker eingeflogen werden, der dass Aggregat dauerhaft repariert.
Zum Schluss dieses 5. Blogeintrags noch ein kleiner Hinweis. Es gibt den Menüpunkt "Gästebuch". Hier können Sie gerne nach einem Klick, wenn Sie möchten, im virtuellen Gästebuch ein Feedback hinterlassen, egal Lob, Kritik, Hinweise auf Fehler etc. etc.
Ein ruhiger Seetag, an dem ich den 5. Blogeintrag fertigstellen und online schalten konnte.
Da heute der letzte Seetag vor Ende dieses Reiseabschnitts war, stand die Abschiedsgala auf dem Programm. Die von uns so gefürchteten Galaessen, deren kulinarische Raffinessen nicht mit unseren einfachen Essgewohnheiten (gemischte Hausmannskost) kompatibel sind, haben etwas von ihrem Schrecken verloren. Zwar gibt es meist blutige Steaks, wo hingegen wir der Well-Done-Fraktion angehören. Aber im Lido-Buffet-Restaurant ist es kein Problem, die hinter dem Buffet stehenden Köche zu bitten, das halbrohe Fleisch noch mal in die Pfanne zu legen.
Gegen 23 Uhr wurde am Heck der ARTANIA ein Feuerwerk gezündet. Dieses war eigentlich für Silvester angeschafft worden, aber in Dubai im Hafen durfte es nicht abgebrannt werden, sodass es noch übrig war und endlich weg musste.
Willkommen in Europa. Gegen halb sieben in der Frühe machte die ARTANIA an der Pier im Norden der Insel La Réunion im Hafen von Le Port fest.
La Réunion ist ein sogenanntes französisches Übersee-Département im Indischen Ozean und gehört zur Europäischen Union. Das bedeutet, die Währung ist der Euro und man kann sein Smartphone mit einer deutschen SIM-Karte fürs Internet nutzen, weil in Europa keine Roaming-Gebühren erhoben werden dürfen.
Auszug aus dem heutigen Tagesprogramm:
Mit dem Reisepass im Gepäck fuhren wir mit dem bereitgestellten Shuttlebus die wenigen Meter zum Hafenausgang, denn Laufen im Hafengelände war verboten. Dort mussten wir unsere Reispässe vorzeigen, was bei einigen Passagieren zu Unmutsäußerungen gegenüber den kontrollierenden Beamten führte. Wieso Passkontrolle, wir seien doch schließlich in Europa? Dass Réunion rundherum eine Außengrenze zu Europa bildet, insbesondere, wenn man von dem nichteuropäischen Staat Seychellen einreist, scheint den Intellekt einiger Mitreisender zu überfordern. Stattdessen sehen sie in der Passkontrolle eine Schikane. Aber vielleicht gehören diese Leute trotzdem gleichzeitig zu der Fraktion, die eine stärkere Sicherung der europäischen Grenzen fordert?
Aber genug mit der Kritik an den Mitreisenden. Nach der Passkontrolle erwarteten uns freundliche Damen und Herren von der Touristeninformation. Hier erfuhren wir, dass, wie vor 3 Jahren, wieder ein Bustransfer in den Ort angeboten wird (der Hafen liegt einige Kilometer außerhalb), Kostenpunkt 5 € hin und zurück.
Der SIM-Karten-Verkäufer, der seinen Tisch direkt an der Gangway der ARTANIA aufgebaut hatte, machte bei der Crew sehr gute Geschäfte.
Wenn man nicht gerade an einem Strand baden möchte, gibt es auf Réunion nicht allzu viele touristische Möglichkeiten, wie etwa ein Bummel durch Le Port oder ein Besuch der Stadt St. Denis; Programmpunkte, die wir bereits absolviert hatten.
Dieses Bändchen diente als Busticket für hin und rück. Da wir in 4 Tagen wieder hier sein würden, überlegten wir, ob man durch verhaltenes Händewaschen das Bändchen vor dem Abfallen retten könnte. (Scherz!)
Wir ließen uns einfach für 5 € nach Le Port shuttlen, um einen Cache zu heben, der in einem hübschen Park versteckt lag.
Nach der erfolgreichen Schatzsuche fuhren wir zurück zum Schiff und verbrachten einen geruhsamen Nachmittag in der Kopernikus Bar, spielten Scrabble (Doris hat schon wieder mal gewonnen) und ließen es uns gut gehen.
Vorbereitungen zum Ablegen. Was der Kapitän und seine Offiziere wohl verbrochen haben, dass sie hinter Gitter müssen?
Die Klimasituation an Bord hatte sich wieder etwas entschärft, weil die Techniker das kaputte vierte Klimaaggregat erneut notdürftig flicken konnten.
Kurz vor acht Uhr machte die ARTANIA am Passagier-Terminal von Port Louis fest, um für die nächsten drei Tage hier liegen zu bleiben.
Auch hier hat die Inflation nicht halt gemacht. Kostete vor drei Jahren die Fahrt mit dem Wassertaxi vom Passagier-Terminal zur Waterfront, dem Zentrum von Port Louis, noch 2 US-$, so waren jetzt hierfür 5 US-$ zu berappen. Für die Rückfahrt galt der gleiche Tarif noch einmal.
Da wir, wie meist sonst auch, erst nach 10 Uhr von Bord gingen und die große Masse bereits schon unterwegs war, konnten wir uns in Ruhe mit dem Mann von der Tourist-Information unterhalten, der mit einer Kollegin hinter einem Tisch saß, auf dem Karten von Mauritius zum Mitnehmen bereit lagen.
Von ihm erfuhren wir, mit welchen Buslinien man wohin fahren konnte und dass es eine neue moderne Metro gäbe.
Auf die Frage nach einem Geldwechsler hatte er sofort eine Lösung parat. Er bot uns 200 Mauritius Rupies (MUR) für 5 Euro an. Als wir zustimmten verdoppelte er seine Offerte auf 400 MUR für 10 Euro.
Später bemerkten wir, dass sein Wechselkurs 20% schlechter war als der offizielle Kurs. Aber was soll’s, sehen wir die zu viel gezahlten 2 Euro doch einfach als Gebühr für die ausführliche Beratung.
Die letzte Info, die wir noch erhielten war, dass man zur Waterfront sehr gut laufen könne, es sei nicht allzu weit.
Das sahen naturgemäß die vor dem Terminal wartenden Taxifahrer etwas anders, der Weg sei sehr weit und mühsam. Außerdem sei heute ein Feiertag, da seien alle Geschäfte geschlossen und man solle doch lieber einen Ausflug mit dem Taxi unternehmen.
Nur durch ständiges Zeigen von Desinteresse durch Mimik und Gestik, stoisches Ignorieren der Offerten, aber stets bemüht nicht allzu unhöflich beim Abwimmeln dieser Angebote zu sein, die Fragen nach unserer Herkunft und wohin des Wegs wir seien nicht beantwortend, konnten wir uns schließlich auf den Weg machen, geleitet durch den Routenplaner maps.me, einer App auf dem Smartphone.
Die App führte uns auf einmal durch eine Art Gartentor auf einen Weg, der durch ein Schild als privat gekennzeichnet war. Wir liefen mutig weiter und kamen an ein kleines Holzhäuschen, in dem ein uniformierter Mann saß. Doris fragte ihn nach dem Weg zur Waterfront und erhielt die Antwort, dass wir durch die Lobby des nahen Hotels gehen sollten, um uns mit einem kostenlosen hoteleigenen Wassertaxi übersetzen zu lassen. Wir befanden uns auf einem Hotelgelände.
Also marschierten wir erhobenen Hauptes durch die Lobby des Vier-Sterne-Hotels „Le Suffren“, vorbei an der Rezeption zum Anleger des Wassertaxis, das uns über einen schmalen, aber langen Seitenarm des weitläufigen Hafengebiets brachte. Dadurch hatten wir einen erheblichen Teil unseres Wegs gespart.
Per Zufall trafen wir nach kurzer Wegstrecke auf die Metrostation „Port Louis Victoria“.
Das veranlasste uns zu einer Probefahrt, zwar nur eine Station weiter zum „Place d’Armes“ (70 MUR für uns beide = 1,50 €), aber wieder ein paar Meter Fußweg gespart und Know-How in Sachen Ticketkauf erworben. Man kauft am Bahnsteig am Automaten ein Ticket, das einen QR-Code hat. Der muss am Eingang zum Bahnsteig gescannt werden, um das Ticket für die Fahrt freizuschalten (sog. „Tap on“). Nach Fahrtende ist das Ticket erneut zu scannen (sog. Tap off). Wird man ohne gültiges Ticket erwischt, drohen hohe Geldstrafen und bis zu zwei Jahren Gefängnis. Das wollten wir möglichst vermeiden.
Während die Station „Port Louis Victoria“ sich im modernen mondänen Teil der Waterfront befindet, liegt der „Place d’Armes“ ein paar hundert Meter weiter im eigentlichen Zentrum. Hier herrscht eher ein morbider Charme, es ist quirlig, durcheinander, chaotisch, exotisch, aber auch teilweise schmuddelig.
In der Tat waren viele Geschäfte geschlossen, aber genau so viele waren offen.
Auch hier erhielten wir wieder viele Angebote zwecks Ausflug per Taxi. Wir wollten aber nicht Taxi fahren, sondern noch etwas Geld wechseln, was insofern etwas problematisch war, weil die Wechselstuben geschlossen hatten. Aber kein Problem für den Taxifahrer, dem wir unser Vorhaben darlegten statt eine Fahrt mit ihm zu vereinbaren; er kannte einen Ladenbesitzer, der hier auf der Straße stand, um lautstark Kunden in sein Souvenirgeschäft zu locken und der würde auch wechseln. Er rief ihn trotz unserer Skepsis herbei. Mit gemischten Gefühlen folgten wir ihm in seinen Laden, unsere Skepsis war jedoch unbegründet. Der Wechselkurs von 1 € = 47 MUR war in Ordnung
In einer kleinen Straße hatten mehrere Obsthändler ihre Stände aufgebaut und wir erstanden 4 Apfelsinen für umgerechnet einen Euro. Wie sich später herausstellte, war das ein sehr guter Kauf, denn sie schmeckten hervorragend.
Zurück zum Schiff wählten wir anstatt Schusters Rappen aus Bequemlichkeit lieber das Wassertaxi. So vollkommen durchgeschwitzt und ein wenig kaputt treten wirtschaftliche Überlegungen, derart, dass wir durch Laufen 10 Dollar sparen könnten, bei uns vollkommen in den Hintergrund. Denn fünf Minuten Bootfahren ist weitaus weniger anstrengend als 20 – 30 Minuten in der Hitze zu laufen.
Am heutigen Tag fand wieder ein Passagierwechsel statt, denn die Etappe Colombo – Mauritius war zu Ende und der Abschnitt Mauritius – Kapstadt begann.
Für heute hatten wir einen Plan. Fahrt mit der Metro in den Süden nach Curepipe. Das Ziel dort: der erloschene Vulkankrater „Trou aux Cerfs“, der im Netz als lohnendes Ziel beschrieben wird. Zufällig ist dort auch noch ein Cache zu finden.
Da erwartungsgemäß in Curepipe einiges an Laufarbeit zu bewältigen war, wählten wir die schonendere Variante, um an die Waterfront zu gelangen, nämlich das Wassertaxi. Die Anlegestelle des Wassertaxis lag nicht im mondänen Teil der Waterfront, sondern in dem älteren, nicht so mondänen Teil. Von hier waren es nur wenige Schritte zur Metro-Station „Place d’Armes“.
Der Fahrpreis für die einfache Fahrt betrug 110 MUR für uns beide zusammen, das sind etwas mehr als 2 Euro. Dafür befuhren wir die 25 Kilometer lange Strecke von der nördlichen Endstation (Place d’ Armes) bis zur südlichen Endhaltestelle (Curepipe Central).
Die Bahn ist modern, bis auf die unbequemen Hartschalensitze, die nach spätestens 10 Minuten Fahrt Popoweh verursachten und die Fahrt dauerte immerhin fast eine Stunde.
Die Stadt Curepipe (85.000 Einwohner) wirkt etwas trist, das betrifft zumindest die zwei Kilometer, die wir von der Metrostation bis zum Krater beschritten.
Das Wetter war uns zum Teil gnädig gesinnt, sprich es war bewölkt. Auch ab und zu ein bisschen Nieselregen war nicht schlimm. Dann ging der Nieselregen aber in richtigen Regen über, nicht besonders doll, aber trotzdem war Schirm aus dem Rucksack holen und aufspannen angesagt. Zwei Minuten später war der Spuk allerdings schon wieder vorbei. Dieses Schirm-auf-Schirm-zu-Spiel spielten wir ein paarmal bis wir den Krater erreichten.
Den 85 Meter tiefen Krater mit seinen 200 Meter Durchmesser darf man sich allerdings nicht klassisch als Basalt- oder Lava-Loch vorstellen, vielmehr sind die Kraterwände bewaldet.
Der Vulkan gilt nicht als erloschen, sondern nur als schlafend, es steigen aber keine Schwefeldämpfe auf und es brodelt auch nichts, schließlich hat er die letzten 2 Millionen Jahre Ruhe gegeben. Hier ist vielmehr ein Naherholungsgebiet, das auch einheimische Bewohner zum Spazierengehen einlädt.
Ein asphaltierter Rundweg (ca. 1,2 Kilometer) führte am Kraterrand entlang. Von hier konnten wir nicht nur einen Blick in den Krater werfen, sondern den Blick auch über die Stadt und die Umgebung schweifen lassen.
Mit der Metro ging es wieder zurück nach Port Louis. Auf das Schiff zu kommen gestaltete sich etwas schwieriger. Am Anleger für das Wassertaxi zur ARTANIA lag zwar ein entsprechendes Gefährt, aber der Fährmann machte uns klar, dass er erst losfahren wird, wenn 10 Personen zusammengekommen sind oder wenn wir 50 Dollar löhnen würden. Zwei weiteren Artaniern, die hinzukamen, erzählte er das Gleiche. Diese beschlossen dann lieber zu laufen, was für uns mit unseren wehen Füße nicht wirklich eine Option war.
In der Nähe stand zum Glück ein wartendes Taxi, dass sich bereiterklärte uns auf dem Landweg für 10 Dollar zur ARTANIA zu bringen. Als wir zustimmend einstiegen, sprach der Fahrer, dass es 10 Dollar pro Person kosten würde. In der Tat hatten wir vergessen, uns zu vergewissern, das der genannte Preis der Gesamtpreis ist (Anfängerfehler!). Der Fahrer lachte herzlich, als wir empört wieder aussteigen wollten und versicherte uns, dass er nur einen Joke gemacht hätte.
Er lieferte uns zuverlässig an der ARTANIA ab. Hierfür musste er aber erst noch eine heftige Diskussion mit der Security am Tor zum Gelände vom Passagierterminal führen, damit er dort durchfahren durfte.
Da es mittlerweile 16:30 Uhr war und somit sowohl die Zeit für das Mittagessen als auch die Kaffeestunde vorbei war, freuten wir uns auf einen Cheeseburger, den man sich über den Zimmerservice bestellen kann, entweder in die Kabine oder auch in eine der Bars. Die Bestellung erfolgt immer über die Rezeption.
Die telefonische Bestellung scheiterte allerdings jäh, da der Roomservice zurzeit eingestellt sei, wie uns der Rezeptionist erklärte. Aber er versuchte uns zu trösten, dass es ja bereits um 18:00 Uhr Abendessen in den Restaurants gäbe, was wir allerdings mehr als Hohn empfanden als einen gutgemeinten Ratschlag, schließlich waren uns die Essenszeiten mittlerweile durchaus bekannt.
Unsere Frage, warum der Service eingestellt war, konnte oder wollte er nicht beantworten. Da wir aber auf einer Erklärung bestanden, versprach er, sich zu erkundigen und wollte uns in „ein paar“ Minuten zurückrufen. Der Rückruf ist bis heute nicht erfolgt. Ein erneutes Telefonat brachte kein Ergebnis, weder warum kein Rückruf erfolgte, noch aus welchem Grund ist man uns hungern lässt. Zumindest erhielten wir jetzt die Information, dass ab 18:00 Uhr der Roomservice wieder aufgenommen würde.
Um halb sieben konnten wir endlich unsere Cheeseburger in Harry’s Bar genießen.
Für heute standen keine größeren Aktivitäten auf dem Programm. Bequem, wie wir geworden waren, fuhren wir mit dem Wassertaxi an die Waterfront und bummelten mehr oder weniger ziellos durch die Straßen; jedoch nicht ganz ziellos, denn wir wollten uns noch mit etwas Obst eindecken.
Die Aufzeichung der Garmin-Smart-Watch von Doris zeigt, dass wir keinem strukturiertem Routenplan gefolgt waren.
Nachdem wir von dem lokalen Flair genügend aufgenommen hatten, machten wir uns wieder auf den Rückweg.
Da es bereits die hohe Zeit für das Mittagessen war, mangelte es auch nicht an genügenden Passagieren für das Wassertaxi, sodass der Fährmann keine Probleme hatte, die Fahrt durchzuführen. Wir hatten mit ihm geklärt, dass wir in einheimischer Währung zahlen durften, was er auch problemlos akzeptierte, denn seine Wechselkurse waren sehr einfach und ohne viele Kommastellen:
5 Dollar = 5 Euro = 500 MUR.
Um 18:00 Uhr fand wieder die obligatorische Rettungsübung für alle Passagiere statt.
Um 21:00 Uhr hieß es wieder „Leinen los“. Die „Große Winterreise rund um Afrika“ startete ihre nächste Etappe.
Heute war für uns virtueller Seetag, das heißt, wir gingen nicht an Land, schließlich waren wir hier erst vor 4 Tagen.
Wie schon auf der letzten Etappe war das Schiff mit etwas über 1000 Passagieren knallevoll. Aber an Tagen mit Landgang gehen die meisten Passagiere von Bord, das Schiff ist relativ leer, sodass man sich fast wie auf einer Privatyacht fühlen kann.
Der heutige Seetag wurde genutzt, um die Begrüßungsgala zu zelebrieren. Also Sektempfang in der Atlantik Show Lounge mit Vorstellung der Reiseleitung, der Offiziere und des Chefkochs.
Die Klimaanlage blieb nach wie vor unser Sorgenkind. Zwar hatte die Gesamtanlage genügend Power, um ordentlich zu kühlen, aber bei uns in der Kabine funktioniert die Regelung nicht richtig. Der Temperaturunterschied zwischen der Stellung „Max“ und der Stellung „Min“ des Drehreglers beträgt ein knappes Grad Celsius und zum Erreichen dieses Unterschieds benötigt das Gebläse in der Kabinendecke viele Stunden.
Also mussten wir mal wieder an der Rezeption anrufen und versuchten mit einfachen aber klaren Worten, das Problem zu artikulieren. Wie immer versprach man Abhilfe.
Es gelang auch organisatorisch, dass Techniker und wir in der Kabine zusammentrafen. Solch ein Ansinnen hatte uns der Rezeptionist vor einigen Tagen verweigert, sodass das unvermeidliche "Stille-Post-Phänomen" zuschlug, denn was wir sagten und was dem Techniker übermittelt wurde, war nicht das Gleiche.
So konnten wir dem Techniker auf englisch das Problem noch einmal schildern und hatten auch zusätzlich schriftlich die Problembeschreibung von deepl.com aus dem Deutschen ins Englische übersetzen lassen und dem Techniker zum Lesen gegeben.
Er nickte und schraubte fleißig, sowohl im Innenleben des Reglers als auch im Innenleben des Gebläses. Dann hatte er sein Werk beendet und bat mich, meine Hand unter das Gebläse zu halten, ob die Temperatur so OK sei.
Ich gab’s auf!
Wir müssen uns wohl damit zufrieden geben, dass der mögliche Regelbereich nun zwischen 22,8° und 23,6° liegt.
Dahingegen liest sich die Beschreibung der Klimaanlage in unseren Reiseunterlagen wie Hohn.
Die Temperatur in Ihrer Kabine können Sie individuell auf die gewünschte Höhe einstellen. Bitte beachten Sie, das bereits eine geringfügige Drehung des Thermostats eine erhebliche Temperaturänderung bewirkt.
Wobei ich den Begriff erhebliche Temperaturänderung in dem Bereich der Märchen und Sagen vermute. Oder ist das Comedy mit einem Schuss Realsatire?
Es gelang mir nicht den Namen des heutigen Reiseziels fehlerfrei auswendig auszusprechen oder ohne im Tagesprogramm nachzusehen, aufzuschreiben.
Antsiranana ist eine Stadt mit 100.000 Einwohnern an der Nordspitze der Insel Madagaskar.
Über das Internet hatten wir im Voraus eine Tour gebucht, zusammen mit dem Ehepaar und der Bekannten, mit denen wir schon bootsmäßig in Khasab im Oman eine Fahrt unternommen haben.
Für die Tour hatte ein Patrick Amidany in der Facebookgruppe „Die große Winterreise rund um Afrika mit MS ARTANIA 2022/2023“ geworben. Sein Angebot: Fahrt zu den 60 Kilometer entfernten „Roten Tsingy“ und zum Strand von Ramena in einem klimatisierten 9-Sitzer, ein Mittagessen inklusive. Teilnehmerzahl mindesten vier maximal sechs Personen. Preis: 75€/Person.
Ich ließ mir vorher noch zusichern, dass jeder Teilnehmer auch einen Fensterplatz hat, nicht dass man drei Personen auf einer Sitzreihe platziert (wie wir das immer wieder bei den Phoenix-Ausflügen beobachten konnten). Außerdem wurde uns ein deutschsprachiger Tourenführer zugesagt.
Als wir, das muntere 5er-Grüppchen - bestehend aus dem Ehepaar Marianne und Walter, deren Freundin Elfi und uns beiden - gegen halb zehn von Bord gingen, trafen wir gleich hinter dem Hafenausgang problemlos auf Patrick und den Tourguide. Sie hielten ein Blatt mit der Aufschrift „EBBE“ hoch, an denen wir sie erkennen sollten. Ob „EBBE“ ein Codewort war oder was es sonst damit auf sich hatte, vergaßen wir leider nachzufragen.
Nach der Begrüßung eröffnete uns Patrick, dass wir ein anderes Fahrzeug bekämen, eines mit einem stärkeren Motor. Ich dachte mir schon nichts Gutes dabei. Außerdem müssen wir noch kurz die 200 Meter zum Fahrzeug zu Fuß zurücklegen. Er könne nicht bis zum Hafeneingang vorfahren, das würde die Polizei nicht gestatten. (Wieso dort aber dutzende Taxis, SUVs und Mini-Vans auf Kundschaft heischten durften, aber Patrick nicht, blieb offen.) Die optimistische Streckenangabe von 200 Meter zog sich mehr und mehr wie Kaugummi und als es dann noch recht steil bergauf ging und die Sonne darauf keinerlei Rücksicht nahm, platzte Doris die Hutschnur, schließlich war vereinbart „Abholung am Schiff“. Patrick organisierte darauf zwei Tuk-Tuks, die uns zu unserem Fahrzeug brachten. Dort der nächste Schock. Fas Fahrzeug war viel zu klein für uns. Die Frage, warum nicht das zugesicherte Fahrzeug zur Verfügung stand, wurde wortreich erklärt, ohne dass wir die Semantik entschlüsseln konnten. Die Aufteilung war jedenfalls wie folgt vorgesehen: Fahrer und Walter nach vorne, Elfi, Doris und ich nebeneinander im Font des Wagens und Marianne und der Guide auf den Notsitzen vor der Heckklappe. Marianne hätte am meisten leiden müssen, denn ihre Knie hingen kurz unter ihrer Nase.
Wir machten Patrick klar, dass wir unter diesen Umständen die Tour canceln.
Aber Patrick hatte sofort eine Lösung. Er zauberte einen zweiten SUV mit Fahrer herbei, in dem Doris ich und der Guide fahren sollten und im anderen Fahrzeug konnten Marianne, Walter, Elfi und der Fahrer genügend Platz finden. Den Guide müssten wir uns insofern teilen, da er später den anderen Dreien zugeteilt werden sollte. Er würde dann auf einem der besagten Notsitze untergebracht werden.
Damit waren wir dann (notgedrungen) einverstanden.
So konnten wir im Mini-Konvoi losfahren, Patrick blieb zurück, er wurde auch nicht mehr gebraucht. Dass unser Fahrzeug keine Klimaanlage hatte, konnte uns schon fast nicht mehr erschüttern.
Aber jetzt erst mal zu der Erklärung, was die roten Tsingy (Tsingy rouge) eigentlich sind.
Die roten Tsingy befinden sich im Nordwesten der Insel.
Sie bestehen aus Sandstein. Die rötliche Farbe erhält diese Formation aus hunderten Spitzen von der roten eisenhaltigen Laterit-Erde, die so typisch für Madagaskar ist. Die Tsingy rouge befinden sich in einer Schlucht, in der durch Erosion immer mehr Tsingy zum Vorschein kommen, aber auch immer wieder Tsingy durch Wind und Wassererosion verschwinden. So verändert sich diese Formation immer wieder und macht sie besonders interessant.
Die Spitzen der Tsingy rouge sind bis zu 10 Meter hoch und leuchten in den verschiedensten Rottönen. Sie können die Tsingy sowohl von oben betrachten – also vom Rand der Schlucht aus, als auch in die Schlucht herabsteigen und die Sandsteinspitzen so aus der Nähe betrachten. Es ist faszinierend zu sehen, wie die verschiedenen Sandschichten gefärbt sind und durch die Erosion zum Vorschein gekommen sind. Die Tsingy rouge wurden durch Erdrutsche erst Mitte des 20. Jahrhunderts freigelegt.
Das Wort tsingy ist in der madagassischen Sprache beheimatet. Das Wort kann wörtlich mit "wo man nicht barfuß gehen kann" übersetzt werden.
Die Fahrt zu den roten Tsingy war allein schon ein Abenteuer. Kurz nachdem wir Antsiranana hinter uns gelassen haben, wandelte sich die Asphaltstraße in eine Schotterpiste. Manchmal gelang es dem Fahrer, den reichlich vorhandenen Schlaglöchern auszuweichen, aber manchmal auch nicht.
Nach zweieinhalbstündiger Fahrt erreichten wir, gut durchgeschüttelt, die ersten roten Formationen und konnten Fotos schießen.
Nach einer weiteren kurzen Fahrt erreichten wir die oben beschriebene Schlucht.
Mutig traten wir den Abstieg an, denn unser Guide machte uns schmackhaft, dass man dort die Sandsteinspitzen auch anfassen könne – aber bitte vorsichtig und nicht die Spitzen abbrechen.
Sowohl Ab- als auch später der Aufstieg in dem unwegsamen Gelände klappten problemlos.
Unser Guide konnte uns Einiges in verständlichem Deutsch über die Entstehung der kristallartigen Spitzen erzählen
Auf der Rückfahrt wechselte der Guide ins Fahrzeug von Marianne, Walter und Elfi.
In den Flschen stecken kleingeschnitte Früchte, manche zusätzlich mit Chilly, das Ganze aufgefüllt mit Wasser. Wir haben eine Flasche gekauft, es roch auch äußerst verlockend. Jedoch probiert haben wir davon nichts. Unser Guide hatte uns ja bereits erklärt, dass das Trinkwasser aus einem Fluss geschöpft und abgekocht wird. Aber so ganz haben wir der Sache dann doch nicht getraut.
Wenn man die einfachen Holz und Wellblechhütten entlang der Schotterpiste sah, wurde klar, wir arm der größte Teil der Bevölkerung ist und ohne jeglichen Komfort lebt. Es gibt kein fließendes Wasser und keine Stromversorgung. Einige Hütten haben mittlerweile wenigstens Solarpanels auf dem Dach.
Auf der Straße sehen wir viele Menschen, die die vielen Kilometer zwischen den einzelnen Siedlungen in der brütenden Hitze zu Fuß (oft barfuß) zurücklegen.
Das Ziel lautete jetzt „Strand von Ramena“, um dort unser Mittagessen einzunehmen.
Als wir die Gegend von Ramena erreichten, wurden die Straßen plötzlich besser bis sehr gut. Anscheinend gibt es hier auch etwas Tourismus. Um halb vier war es dann Zeit fürs Mittagessen in einem kleinen Strandrestaurant.
Es wurde fürstlich aufgetischt. Lobster, Calamari, einen am Stück gegrillten King Fisch , Pommes und Reis.
Jetzt war das nicht das, was Doris und ich gerne essen, aber davon abgesehen, war alles sorgfälltig und liebevoll zubereitet und serviert - eine Augenweide und ein lohnendes Motiv für die Fotofreunde.
Unsere beiden Lobster fanden dankbare Abnehmer. Wir begnügten uns mit Pommes und etwas vom King Fisch, der ein schönes festes Fleisch hatte. Und wir hatte viel Freude daran, wie es unseren Tourkollegen geschmeckt hat.
Als Krönung gab es zum Nachtisch eine Platte mit kunstvoll aufgeschnittenen, saftig reifen Mangos, bei deren Vertilgung Doris und ich wieder kräftig mitmischten.
(Da kann sich die spartanische Obstauswahl von Phoenix eine Scheibe abschneiden.)
Leider war keine Zeit mehr - zumindest mal mit den Füßen - ein wenig durchs Wasser zu waten, denn auf dem letzten Drücker im Hafen ankommen mochten wir nicht und verpassen wollten wir das Schiff schon gar nicht. Also lieferten uns unsere Fahrer um halb sechs, eine Stunde vor der geplanten Abfahrt, wieder am Hafen ab, diesmal direkt am Eingang.
Die Tour war wirklich klasse und ließ uns den anfänglichen Ärger fast restlos vergessen. Nachdem die Fahrer und der Guide ihr Trinkgeld erhalten hatten (der Guide noch zusätzlich eine Phoenix-Tasche), verabschiedeten wir uns und gingen an Bord.
Wir hätten bequem noch mehr als eine Stunde zusätzlich am Strand verbringen können, da ein Geländewagen im Rahmen eines Phoenixausflugs erst mit zweistündiger Verspätung an der ARTANIA ankam. Wir legten deshalb erst um 20:30 Uhr ab statt wie ursprünglich geplant um 19:00 Uhr.
Wären wir allerdings 2 Stunden zu spät gewesen, aber alle Phoenixausflüge pünktlich, hätte der Dampfer nicht auf uns gewartet.
Ganz viele Menschen warteten geduldig am Denkmal des portugiesischen Entdeckers Diego Suarez, um das Auslaufen der ARTANIA mitzuerleben.
Durch die gestrige Verspätung kamen wir heute erst um 8:30 Uhr statt um 7:30 Uhr, wie geplant, an.
Das wäre für uns eigentlich bedeutungslos gewesen, wenn wir nicht auf Reede gelegen hätten.
Da immer erst die Phoenix-Ausflügler getendert werden, sollten wir uns bis 11:00 gedulden. Um 11:00 waren wir trotzdem noch nicht an der Reihe, weil immer noch Ausflügler übrig waren, die die höhere Priorität genossen.
Es entstand eine kleine Diskussion mit der Reiseleitung, warum nicht zwischendurch mal für die „Freigänger“ ein oder 2 Tenderboot bereitgestellt würden.
Entsetzen bei Phoenix über solches Ansinnen: „Sollen wir etwa die Ausflüge deswegen verkürzen?“
Ja, warum denn nicht! Ein Slot mit zwei Booten zwischendurch würde die Gesamtheit der Ausflügler eine gute halbe Stunde kosten, das bedeutete bei angenommenen 5 verschiedenen Ausflügen nach dieser Zwischenrunde für die Freigänger eine notwendige Verkürzung von 5-10 Minuten pro Ausflug bzw. wäre eine Verkürzung gar nicht notwendig, wenn es möglich ist, die Rückkehr etwas später anzusetzen.
Phoenix müsste nur wollen, aber die wollen nicht! ☹
So waren wir erst gegen 12:00 Uhr an Land.
Von der Tenderpier bis weit hinter dem Hafenausgang war der Bär los.
Waren es 50 oder waren es sogar noch mehr Tourenanbieter, Taxis, Tuk-Tuks? Von denen natürlich kein Einziger unser „Nein“ akzeptierte. Dazwischen noch die fliegenden Souvenirverkäufer, die ebenfalls um die Gunst der Passagiere buhlten.
Unser Plan war, diesen Trubel hinter uns zu lassen und dann einen Tuk-Tuk-Fahrer zu engagieren, der uns ein wenig rumfahren sollte.
So ein einsames Tuk-Tuk wurde schnell gefunden, nur der Fahrer sprach kein Wort Englisch. Wie aus dem Nichts tauchte ein junger Mann auf und dolmetschte Englisch – Malagasy und Malagasy – Englisch.
Eigentlich hätten wir schon hellhörig werden müssen, als der Fahrer seine wahrscheinlich einzigen englischen Worte herausbrachte: „Ten Dollar“ und der junge Mann sofort mit dem Fahrer schimpfte. Wir dachten, dass der junge Mann 10 Dollar als zu hoch erachtete und sicherlich 5 Dollar für die ausgehandelte kurze Strecke zum Markt genügen würde. Aber der junge Schnösel wollte auf 20 Dollar erhöhen. Es blieb auf Grund unseres Protestes bei den 10 Dollar, wohl wissend, dass wir irgendwo das 2-10-fache des einheimischen Preises zu zahlen bereit waren. Aber wir gönnten es dem Fahrer, trotz oder auch wegen seiner mangelnden Sprachkenntnisse, mal einen dicken Fisch an Land zu ziehen.
Was uns allerdings bewog, dem jungen Schnösel für sein Dolmetschen freiwillig einen Dollar zu geben, kann nur der direkten Sonneneinstrahlung geschuldet sein. Dieser Drecksack kassierte nämlich trotz unseres Obolus zusätzlich den Fahrer ab, der ihm diskret einige lokale Scheine übergab. Als wir ihn rüde aufforderten, dem Fahrer sofort das Geld zurückzugeben, rannte er ein Stück davon und lachte uns hämisch aus. Uns bleib nur übrig, ihm mit Gesten zu drohen „Wir kriegen Dich“ und ihm den gestreckten Mittelfinger zu zeigen, weil uns Arschloch auf Malagasy gerade nicht einfiel.
Der Tuk-Tuk-Fahrer fuhr uns zur gut einem Kilometer entfernten Markthalle.
Großflächig um die Halle und in den Straßen und Gassen in unmittelbarer Nähe gab es hunderte von kleinen Geschäften und Verkaufsständen. Verkauft wurde alles, egal ob gebraucht oder neu.
Die Holzspäne zum Feuer anmachen werden am Straßenrand von Frauen und Kindern aus alten Brettern mit Hilfe von scharfen Messern hergestellt.
Erschüttert hatte mich der Anblick eines Mannes, der direkt aus einem Abfallcontainer vor der Markthalle nach Essensresten suchte und diese sofort aß. So fand er etwas Reis, den er sich direkt in den Mund stopfte. Ich gab ihm einen Dollar, worüber er sich freute, aber ich fragte mich später, warum ich so knickrig war, ihm nicht fünf oder zehn Dollar zu geben. Sicher kann man nicht allen und jedem helfen und man muss auch irgendwie mit seiner Kohle haushalten, aber ab und zu mal punktuell über seinen Schatten zu springen, kann ja so verkehrt nicht sein.
Seit wir geankert hatten, fuhren kleine hölzerne Ruderboote an der Breitseite der ARTANIA hin und her und schienen Obst, Fisch und Souvenirs feil zu bieten. Mit wem sie auf diese Art und Weise Geschäfte machen wollten, war uns unklar. Wir oben an der Reling, sie unten in den Booten, ein Austausch von Geld und Ware war unmöglich. Das Geschäftsmodel war ein anderes.
Als wir nämlich am Nachmittag zurück kamen, umschwirrten immer noch drei Schiffchen die ARTANIA. Man sah, dass sie schon einige der türkisen Phoenixtaschen ergattern konnten. Irgendwann wurde uns klar, dass das Hauptanliegen war, von den Gästen die mit dem Tender zurückkamen irgendetwas zu bekommen (Taschen, Schokolade, gebrauchte T-Shirts, egal was). Mit der Crew hingegen, die an der Tenderplattform Dienst hatte, wurde getauscht, wobei sich die Verhandlungen ohne zu übertreiben über Stunden hinzogen. Beide Parteien hatten Zeit und Geduld. Gegen Sandwiches, Kosmetikartikel, gebrauchte Halbschuhe wechselten Holzfiguren ihren Besitzer. Als sich die Abfahrtszeit der ARTANIA näherte, stieg der Wert der Phoenixtaschen rapide an. Zum Schluss erhielt einer unserer weißbekleideten Offiziere für eine Tasche sage und schreibe drei hölzerne Schildkröten.
Heute Abend sollte in der Kopernikus Bar mit einem Barbecue das Bergfest gefeiert werden; die Hälfte der Reise ist nämlich schon um.
Das anstehende Bergfest war auch der Grund, dass wir in unserer Kabine auf dem Bett einen großen, schwarzen, schweren, hölzernen Elefanten vorfanden, eine Gabe von Phoenix an die Gäste, die die gesamte Reise mitmachen. Wie wir das Ungetüm nach Hause bringen sollen und vor allem, wo wir es dort platzieren könnten, darüber hat sich Phoenix natürlich keinerlei Gedanken gemacht.
Gut, dass wir nicht noch weitere Holzfiguren gegen Phoenixtaschen eingetauscht haben. Obwohl, solche Taschen haben wir jede Menge. Denn zu Beginn jeder neuen Etappe bekommen wir zwei neue in die Kabine geliefert.
Wir werden weiterhin die Taschen als Zugabe zum Trinkgeld für Tuk-Tuk-Fahrer und ähnlichen Dienstleistern geben.
Die Inselgruppe Mayotte gehört, wie auch Reunion, zu den französische Überseegebieten, wir sind also wieder in Europa. Wir erreichten um 7:00 Uhr unseren Ankerplatz. Um 14:00 Uhr sollte der Anker wieder gelichtet werden. Ein Aufenthalt von nur einem halben Tag, wenn getendert werden muss, ist meiner Meinung nach nicht der Weisheit letzter Schluss. Für die Passagiere, die als letzte an Land gebracht werden (das kann durchaus 11:30 Uhr werden), bleibt nicht mehr viel Zeit für Unternehmungen (letzter Tender zurück: 13:30 Uhr).
Für heute wurden keine Ausflüge angeboten, das Tendern sollte deckweise erfolgen, der erste Tender war für 8:15 Uhr vorgesehen.
Um viertel vor acht erfolgte eine Durchsage, dass das Ankern schwierig sei. Wegen starkem Wind und lockerem Meeresgrund kommt es zu Schiffsbewegungen, die das Tendern erschweren. Auch Regen und schlechte Sicht seien Problemfaktoren.
Wir wissen, eine solche Durchsage bedeutet, dass es heute keinen Landgang geben wird, auch wenn die endgültige offizielle Absage noch nicht erfolgt war.
Die Absage kam eine gute halbe Stunde später.
Jetzt wäre unser Kapitän gerne gleich wieder losgefahren, Richtung Mombasa/Kenia, denn dann könnte er die Strecke etwas langsamer angehen und Sprit sparen.
Leider war kein Lotse verfügbar und die Bitte des Kapitäns, den Ankerplatz ohne Lotse verlassen zu dürfen, wurde von den Behörden abgelehnt (Lotse = Einnahme).
10:41 Uhr (Steuerbordseite): Es klart auf, aber jetzt noch anfangen zu tendern würde auch nicht mehr lohnen.
10:44 Uhr (Backbordseite): Eine gute Mobilfunkverbindung und keine Roamingkosten. Das wird gerne genutzt für einen Trip ins World-Wide-Web.
Also blieben wir bis 14:00 Uhr auf Reede liegen, bevor wir Kurs auf Mombasa nehmen konnten.
Das einzig noch Erwähnenswerte wäre das Saftgulasch zum Mittagessen, da haben die Köche sehr gute Arbeit geleistet.
Heute waren Doris und ich bei der Bordfriseurin zum Haareschneiden. Den Termin hatten wir vor über eine Woche bekommen, vorher war nichts frei.
Der 6.Blogeintrag ging heute online. Es ist interessant, dann die Zugriffszahlen zu beobachten. An „normalen“ Tagen werden ca. 50 Zugriffe auf den Blog registriert, an Tagen, an denen ein neuer Blogeintrag ins Netz gestellt wird, steigen die Zahlen auf über 300. Ok, ein bisschen Eigenwerbung über Newsletter und in den einschlägigen Phoenix-Gruppen in Facebook ist dazu schon erforderlich.
Die nächsten Tage gehen dann die Zugriffszahlen langsam wieder auf die üblichen 50 zurück.
Hier ein schöner Kommentar auf Facebook in der öffentlichen Gruppe „MS Artania“
Neues zum Thema Klimaanlage:
Ich habe den Bericht aus dem Blog vom 8.2.2022 über das Drama mit dem Klimatechniker ausgedruckt und dem Kreuzfahrtdirektor, Herrn Gruschka, in die Hand gedrückt. (Jörn Hofer ist in Mauritius ausgestiegen). Herr Gruschka hat versprochen, sich darum zu kümmern. Schau’n wir mal.
Wir hatten uns Tickets für den Shuttlebus um 10:10 Uhr besorgt (7,50€/Person). Der Bus war superpünktlich.
Auf dem Weg zur Haltestelle in der Stadt am Hotel Sentrim Castle Roayal wurde vorher noch ein kurzer Fotostopp an den Mombasa Tusks eingelegt. Das sind die großen überdimensionalen Elefantenstoßzähne über die Moi Avenue, ein bekanntes Wahrzeichen von Mombasa.
Gegenüber der Endhaltestelle des Shuttlebusses befand sich eine Bank mit einem ATM Geldautomaten, der unsere VISA-Karten akzeptierte, eine gute Gelegenheit uns ein wenig mit der einheimischen Währung, dem Kenia-Schilling (KES), einzudecken. Eine kurze Kopfrechnung ergab, dass 2.500 Schillinge einem Gegenwert von knapp 20 Euro haben. Also Kreditkarte in den Automaten gesteckt, PIN eingegeben… „und wie viele Schillinge wollten wir ziehen“ fragte Doris? „25.000!“ diktierte ich Doris in die Tastatur des ATM-Geldautomat und schwupps hatten wir für knapp 200 Euro Kenia-Taler in der Hand. Das war jetzt nicht im Sinne des Erfinders, aber auch nicht mehr rückgängig zu machen.
Wir trösteten uns damit, dass wir vielleicht in Südafrika, wo wir 10 Landgangstage haben werden, die Schillinge in Südafrikanische Rand umtauschen können. Bei der Volksbank in Niederhöchstadt würde ein Umtausch wahrscheinlich eher schwierig.
Von Elisabeth und Clemens, die eigentlich mit uns zusammen die Kreuzfahrt machen wollten und kurzfristig leider leider die Reise aus gesundheitlichen Gründen stornieren mussten, erhielten wir einen super Tipp – die Likoni Fähre. Der Stadtkern von Mombasa liegt auf einer Insel.
Um im Süden der Insel das Festland zu erreichen, muss man, egal ob LKW, Handkarre oder Fußgänger, die Fähre nach Likoni benutzen und kann so die ca. 500 Meter breite Meerenge überbrücken.
Ein Tuk-Tuk anzuheuern war kein Problem. Der Fahrer wollte uns für 150 Schilling (ca. 1,20 €) zur Fähre bringen. Das größere Problem waren unsere 1000-Schilling Scheine, 25 an der Zahl, wir hatten kein Kleingeld. Der Fahrer konnte nicht wechseln, aber er wusste Rat. Er fuhr mit uns erst zum Tanken und hatte anschließend genügend Wechselgeld.
Die Fahrt mit der Fähre ist für Fußgänger kostenlos.
Wir fuhren einmal hin und zurück, ohne in Likoni auszusteigen. Die Überfahrt von einem Ufer zum anderen dauert etwa 15 Minuten.
Es genügte vollkommen, vom Oberdeck der Fähre aus das Treiben zu beobachten, wenn die Massen an Fußgängern mit und ohne Gepäck, die schwer beladenen Handkarren, die Mopeds, Autos und LKWs auf die Fähre strömten oder die Fähre wieder verließen.
Die meisten Fußgänger bevorzugten dichtgedrängt auf dem Unterdeck zu stehen, wahrscheinlich um schneller von der Fähre wieder aussteigen zu können, wenn diese am anderen Ufer angelandet war. Auf dem Oberdeck ging es etwas ruhiger zu und es gab genügend Sitzplätze.
Es waren drei Fähren im Einsatz, die ständig proppenvoll hin und her pendelten, sodass ein ständiges An- und Ablegen zu beobachten war.
Rund um den Fähranleger pulsierte natürlich auch das Leben mit den fliegenden und stationären Händlern, den Essenständen, einigen wenigen Souveniranbietern und den Taxi- und Tuk-Tuk-Fahrern.
Hier lernten wir auch, wie man sich in Kenia (und später auch in Tansania) begrüßt, nämlich mit dem Wort „Jambo“, das auf Englisch so viel heißen soll wie „How do you do“ oder wie der Hesse sagt „Ei Gude wie“.
Unsere nächste Station war das von den Portugiesen im Jahr 1593 gebaute Fort Jesus, dessen Besuch angeblich auf jedem Touristenprogramm stehen sollte. Auch hierfür heuerten wir einen Tuk-Tuk-Fahrer an, der allerdings 400 Schillinge haben wollte. Nach zähen Verhandlungen einigten wir uns auf die uns geläufigen 150 KES. Der Fahrer besiegelte das Verhandlungsergebnis mit den Worten „You have won the fight“ und kutschierte uns zum Fort. Wir trösteten den Verlierer der Schlacht am Ende der Fahrt mit einem kleinen zusätzlichen Trinkgeld, wohl wissend, dass wir sowieso schon über Tarif bezahlt hatten.
Wir ließen das Fort links liegen (für den Betrachter des Fotos befindet sich das Fort allerdings rechts). Doris gibt noch schnell in die App maps.me unser neues Ziel ein: Old Town.
Die Besichtigung des Forts sollte allerdings 1.200 KES pro Person (9 €) kosten und wir stellten plötzlich fest, dass unser Hunger nach Geschichte und alten Gemäuern doch nicht so groß war und machten uns zu Fuß auf in die nahegelegene Altstadt, mit der maps.me-App als zuverlässigem Routenführer.
Die freischaffenden Guides mit teilweise hervorragenden Deutschkenntnissen sahen naturgemäß unseren Alleingang nicht so gerne und warnten uns, dass der Weg in die „Old Town“sehr kompliziert sei.
Wir kamen trotz der Warnungen dennoch zuverlässig in der Altstadt an und machten das, was wir meist in Altstädten tun, wir lassen uns einfach treiben, bis unser Bedarf an exotischem Flair gedeckt ist.
Als das der Fall war, bestiegen wir irgendwann wieder ein Tuk-Tuk, das uns zur Haltestelle des Shuttlebusses fuhr.
Von dort ging es zurück zum Schiff, wo wir gegen 14:30 Uhr ankamen.
Nutzten wir in den vergangenen Jahren oft die gesamte Liegezeit für Unternehmungen, genügt uns jetzt meist ein halber Tag für aushäusige Vorhaben. Die Kondition hat eben im Laufe der Jahre etwas nachgelassen und wir sind mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass wir nicht alles sehen müssen, was zu sehen geboten ist.
So machten wir es uns bis zur Abfahrt um 19 Uhr auf der ARTANIA gemütlich.
Kenia ist natürlich in erster Linie prädestiniert für Safaris und Pirschfahrten. Aber das werden wir in Südafrika noch zur Genüge haben.
Phoenix bot ein entsprechendes Ausflugsprogramm an, unter der Überschrift „Masai Mara Nationalpark mit Flug und Mittagessen“ für 1.999 € pro Person. Der Ausflug beinhaltete:
2-stündiger Flug nach Masai Mara, 2,5-stündige Pirschfahrt, Mittagessen in einem Restaurant, weitere 2-stündige Pirschfahrt. Am späten Nachmittag Rückflug nach Mombasa. Dauer des gesamten Ausflugs: ca. 11 Stunden.
Auch für weniger Geld wäre das keine Ausflug für Doris und mich gewesen.
Die Inselgruppe Sansibar, oder Zanzibar nach der internationalen Schreibweise, ist ein halbautonomer Teilstaat des Unionsstaates Tansania in Ostafrika.
Wir lagen seit dem frühen Morgen auf Reede vor der Hauptstadt, die ebenfalls Sansibar heißt.
Gegen 10 Uhr konnten wir an Land tendern.
Unser erster Weg führte uns zum Freddie Mercury Museum, denn der in 1991 verstorbene Leadsänger der britischen Rockband Queen wurde hier geboren.
Das kleine Museum (Eintritt 8 US-Dollar) zeigte viele Fotos mit entsprechenden Erklärungen dieser Rocklegende.
Auch einige Bühnenoutfits gehörten zu den Exponaten und eine Videowand, auf der Konzerte von Queen gezeigt wurden.
Unser Besuch des Museums ist eher als Hommage an diesen Ausnahmesänger zu sehen, als das uns die Ausstellungsstücke selbst in Ekstase versetzt hätten.
Als wir das Museum durch die Ausgangstür verlassen wollten, war das nicht möglich, weil davor eine Gruppe von kleinen Jungen und Mädchen Stellung bezogen hatte, die lauthals und voller Begeisterung sangen. Wir hörten der Darbietung bei geöffneter Ausgangstür eine Zeitlang zu und durften dann das Museum durch den Eingang verlassen.
Der weitere Rundgang durch Stonetown, so nennt sich der älteste Stadtteil von Sansibar-City, wurde durch einen sogenannten Multi-Cache bestimmt.
Bei dieser „Schatzsuche“ wurden wir automatisch zu den wichtigsten Sehenswürdigen geführt, als da waren:
Als Beweis, dass wir mit unserem Rundgang nicht ganz verkehrt lagen, kann die Tatsache dienen, dass wir beinahe an jeder dieser Stationen auch Phoenix-Ausflügler antrafen, die ja immer im Pulk auftreten und dem Phoenix-Reiseleiter folgen, der ein Schild mit der Ausflugsnummer hochhält.
Dass Sansibar stark islamisch geprägt ist, sieht man allein schon daran, dass sich bereits die kleinen Schulmädchen wie Nonnen verkleiden müssen.
Aber auch viele „freilaufende“ ARTANIA-Passagiere wurden von einem örtlichen Guide begleitet. Die Guides sprechen ihre potentiellen Klienten an den verschiedenen Hotspots an. Natürlich interessiert sie erst einmal ein „No thankyou“ überhaupt nicht. Auch einfach weitergehen hilft da nicht viel, da sie einfach nebenher laufen und ihre Qualitäten und die Nützlichkeit ihrer Führung anpreisen.
Wenn dann nicht ganz massiv protestiert wird, hat man automatisch eine Stadtführung verbindlich in Auftrag gegeben.
Wir selbst liefen führerlos durch den Ort, nahmen uns zwischendurch aber auch mal ein Tuk-Tuk, das uns auf verschlungenen Pfaden durch kleine Gässchen fuhr, wo wir dachten, dass dort nicht mal ein Fahrrad durchpasst.
In einer Wechselstube konnten wir einige von unseren Kenia-Schillingen (KES) gegen Tansania-Schillinge (TZS) eintauschen, die wir dann verprassten, indem wir einen Kühlschrankmagneten erstanden und am Fort in einer kleinen Bar noch einen erfrischenden Drink zu uns nahmen.
Um 15:30 Uhr waren wir wieder zurück auf der ARTANIA, kaputt und verschwitzt.
Eigentlich wäre es eine gute Idee gewesen, heute abend im Bordkino den Film "Bohemian Rhapsody" zu zeigen, der die Geschichte Freddie Mercurys behandelt. Der Film befindet sich nämlich im Phoenix-Fundus.
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Für uns ein relativ ereignisloser, erholsamer Seetag. Ereignislos? Selbst schuld!
Immerhin wurde einiges geboten.
(a) Am Nachmittag wurde der MS Artania Eissalon „La Dolce Vita veranstaltet.
Die lange Schlange vor dem Eissalon ist verständlich, schließlich sind die Leute ausgehungert nach Eis. Im Lido-Restaurant ist die Eistheke mit drei Sorten Eis, Spirituosen, Krokoant, diverse Soßen etc. zum Veredeln der Eisbällchen täglich nur zum Mittag- und Abendessen, aber nicht zum Frühstück, geöffnet. Und in den anderen Restaurants gibt es sogar ab und zu mal einen Tag, an dem gar kein Eis zum Nachtisch angeboten wird.
(b) Am frühem Abend konnte man sich mit dem Kapitän und dem Kreuzfahrtdirektor fotografieren lassen.
(c) Und am Abend wurde das Galaessen serviert bzw. konnte man es sich im Lido-Buffet selbst zusammenstellen.
Bei (c) waren wir mit der Lido-Variante dabei.
Die Komoren, eine Inselgruppe im Indischen Ozean, zählen zu den ärmsten Ländern der Welt, wie wir während der Reisevorbereitung für dieses Ziel im Internet erfahren konnten.
Gleich an der Tenderpier wurde dieser Teil des Hafenbeckens zum Schiffsfriedhof umfunktioniert.
Der Abfall und Plastikmüll im Wasser ist auf dem Foto schlecht zu sehen.
Die Bestätigung hierfür erlebten wir hautnah, als wir gegen 10 Uhr an Land getendert wurden – überall Müll, Dreck und Verfall, das Ganze gepaart mit einer furchtbar schwülen Hitze bei Temperaturen von über 30 Grad.
Der fangfrische Fisch, der auf offener Straße - ohne wenigstens auf Eis gelagert zu sein - angeboten und verkauft wird, ist von Fliegen übersät und bleibt sicher nicht lange frisch.
Es fehlt wohl an Geld die Gebäude, Häuser und die Hafenanlage instand zu halten.
Und wie können ohne eine funktionierende zentrale Müllentsorgung, Flächen, Straßen und Wasser sauber gehalten werden?
Wo also sollen die Menschen hin mit ihrem Abfall?
Man stelle sich nur Deutschland ohne organisierte Müllabfuhr und ohne Export von Teilen unseres Mülls in genau diese Länder vor, die mit ihren eigenen Problemen nicht fertig werden.
Es scheint auch noch jegliches Umweltbewusstsein zu fehlen. Wie auch? Wahrscheinlich ist die Nahrungsbeschaffung und die Bewältigung des täglichen Lebens schon schwer genug.
Um 13:30 Uhr waren wir wieder auf unserem Luxusschiff.
Die Ilha de Moçambique (deutsch Mosambik-Insel) ist eine Insel und zugleich Stadt in Mosambik und Namensgeber des Landes. Die Insel ist winzig, nur 3 Kilometer lang und 500 Meter breit.
Ganz anders das Festland auf dem ostafrikanischen Kontinent, dort beträgt allein die Länge der Küste von Mosambik 2800 Kilometer.
Um 9:00 Uhr erreichte die ARTANIA ihren Ankerplatz. Aber erst gegen 10:00 Uhr konnte mit dem Tendern begonnen werden, da die Behörden trotz der 35 Personen, mit denen sie das Schiff bevölkerten, erst nach einer Stunde die Freigabe für den Landgang erteilten. Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit!
Wie schon auf Moroni wurden auch heute von Phoenix keine Ausflüge angeboten, sodass für alle Passagiere galt: Freier Landgang.
Vor dem eigentlichen Landgang stand natürlich erst noch das Tendern. Das Tendern sollte wieder deckweise erfolgen, wobei die Reihenfolge im Tagesprogramm nachzulesen war.
Als unser Deck 4 gegen 11:30 an der Reihe war, fiel schon ein kräftiger Regen, sodass wir beschlossen, unseren Slot erst einmal verfallen zu lassen und auf besseres Wetter zu hoffen.
Nach dem Mittagessen ließ der Regen zumindest etwas nach. Das schlechte Wetter hatte einen Vorteil. Wir konnten endlich mal zumindest einen Teil unserer Betthupferln, die wir täglich erhalten und gesammelt hatten, mit an Land nehmen, ohne dass sie sich gleich unter der tropischen Sonne verflüssigten.
Mit einem jungen Mann, der uns - noch auf dem Bootssteg - eine einstündige Tuk-Tuk-Fahrt für 50 Dollar anbot, kamen wir nicht ins Geschäft. Wir beharrten auf 10 Dollar und er ging nicht unter 25.
Was uns etwas wunderte, als wir am Ende des Stegs endgültig festen Boden betreten hatten, dass unter all den Taxis und Mopeds, die hier parkten, kein einziges Tuk-Tuk zu sehen war.
Das übliche Bild an der Tenderpier: Buden und Stände mit Souvenirs und Krimskrams. Leider haben wir keinen Bedarf (mehr) an solchen teils exotischen teils Made-in-China Reiseerinnerungen.
Mosambik war bis 1975 eine portugiesische Kolonie. Nach der Unabhängigkeit kam es zu einem 16 Jahre andauernden Bürgerkrieg, der die wirtschaftliche Entwicklung so schwächte, dass dies bis heute Auswirkungen hat. Das Land und damit die Bevölkerung ist arm.
Wir machten uns auf zur Nordspitze der Insel. Dort befindet sich das in der heutigen Landgangsinformation empfohlene Fort São Sebastião, das 1508 unter einem gewissen Afonso de Albuquerque, natürlich ein Portugiese, mit ungeheurem Geldaufwand erbaut wurde; da die Steine nummeriert aus Europa kamen.
Auf dem Weg zum Fort grüßte uns ein Mann auf Deutsch. Das ist im Prinzip nicht verwunderlich, denn weltweit haben sich Händler, Taxifahrer und Tourguides ein paar Brocken Deutsch angeeignet, um mit den Leuten besser ins Geschäft zu kommen. Die weiteren Verhandlungen werden dann auf Englisch geführt.
Anstatt wie üblich kurz zurückzugrüßen und weiterzulaufen, fragten wir ihn, wo er denn Deutsch gelernt hätte. Es kam zu einem netten Gespräch. Er hatte zu DDR-Zeiten in Berlin bei einem Sprachinstitut Deutsch gelernt und Psychologie studiert und unter anderem an der Charité gearbeitet, aber auch in Potsdam und Leipzig. Da er bereits auf Mosambik eine Familie gegründet hatte, ging er wieder in die Heimat zurück und betreut heute das hiesige Museum. Einen Besuch dort legte er uns nahe.
Ich wartete immer darauf, dass er uns irgendeine Führung oder etwas Ähnliches verkaufen wollte, aber das war nicht der Fall. Er wollte einfach mit uns ein wenig Reden, über die Politik, die Verantwortung Europas für die ärmeren Länder usw.
Sehr einladend war das alte Gemäuer nicht. Ein paar historische Kanonen,heruntergekommene Soldatenunterkünfte und eine KIrche, die auf Grund ihres Zustands auch nicht mehr genutzt werden konnte.
Nach der Verabschiedung spazierten wir weiter zum Fort und entrichteten dort jeder unsere 4 Dollar Eintritt, nicht weil wir unbedingt so brennend ins Innere der Festung gelangen wollten, sondern um wenigsten ein paar Dollar auf der Insel zu lassen.
Den Weg zurück Richtung Hafen nahmen wir über die Ostseite der Insel, auf einer Uferpromenade, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte.
Unterwegs verschenkten wir unsere Schokolade.
Manchmal gelang es uns, einem kleinen Jungen diskret etwas zuzustecken.
Manchmal wurden wir aber auch von einer Traube von Kindern umringt, deren Anzahl wir nicht Herr werden konnten.
Was auffiel, es waren kaum Mädchen auf der Straße, sondern fast nur Jungs.
Zwei schöne Zufälle vervollständigten unseren kleinen Rundgang.
Hier zeigen sich die Grenzen der Handy-Fotografie. Mit einer Digitalkamera mit Zoom wären die Flughunde besser zu erkennen gewesen.
Aber die Kamera lag in der Kabine im Schrank. ☹
Zufall 1: Wir kamen an Bäumen vorbei, die voller Flughunde hingen, die ein Heidenspektakel mit ihrer Pieperei veranstalteten.
Zufall 2: Ergab sich, als wir durch eine Gasse kamen und Musik ertönte, die ich sofort als Livemusik identifizieren konnte. Woher die Musik kam, war schwer zu orten, da der Schall sich an allen Hauswänden brach. Schließlich konnte ich die Quelle doch identifizieren. Die Musik kam aus einem Haus.
Vorsichtig öffnete ich die schmale Holztür, die ins Haus führte. Hinter einem kurzen Flur sah ich 3 junge Damen in einem Raum mit viel Engagement singen. Ich war natürlich in der Türe stehen geblieben. Als sie mich herbeiwinkten, nahmen Doris und ich die Einladung gern an. Der Raum beherbergte einen kleinen Altar, einige Reihen mit Plastikstühlen und an einer Wand eine Musik- und Verstärkeranlage. Die Musik kam von der Festplatte und die Mädchen sangen live mit Elan. Dass ab und zu mal ein Ton ein klein wenig daneben lag, machte unserer Freude über die Performance keinen Abbruch.
Sie probten für einen Gottesdienst mit schwungvollen, gospelähnlichen Liedern.
Ein kleines, kurzes Video von der Gesangsprobe.
Nachdem Doris und ich eine Weile zugehört hatten, verabschiedeten wir uns winkend, denn die Sängerinnen legten keine Pause ein, sodass wir nicht ins Gespräch kommen konnten.
Gegen 17:30 erreichten wir den Steg zur Tenderpier, verteilten die letzten Schokoladentäfelchen und setzen über zur ARTANIA.
Den Museumsbesuch hatten wir allerdings geschwänzt
Am heutigen Seetag verlief auf der ARTANIA alles in der gewohnten Routine.
Allerdings diskutieren einige Passagiere darüber, dass die Destinationen in Südafrika gefährdet sein könnten. Der Auslöser war wohl ein Beitrag in der Facebook-Gruppe
Die große Winterreise rund um Afrika mit MS ARTANIA 2022/2023.
Ich habe dann im Internet versucht, Genaueres über das geplante Flottenmanöver mit Verbänden von Südafrika, China und Russland herauszubekommen. Aber in allen Online-Zeitungen gab es auch nicht mehr Informationen, oft wortgleich mit der NTV-Teletext-Meldung, die in Facebook gepostet wurde.
Die Frage ist also, was bedeutet „vor der südöstlichen Hafenstadt Durban“? Wenn damit gemeint ist hundert oder mehr Seemeilen vor der afrikanischen Küste, ist das eher unkritisch, während Kriegsschiffe direkt vor der Hafeneinfahrt in Durban für ein Anlegen der ARTANIA durchaus hinderlich sein können.
Aber ich denke, dass das Manöver auf der offenen See weit draußen stattfindet.
Bedenklich finde ich eher das Klüngeln von Südafrika mit Russland und China. Südafrika hatte sich bei der UN-Resolution für eine Verurteilung des Angriffskriegs von Russland noch vornehm der Stimme enthalten. Bilden sie jetzt eine unheilige Allianz mit dem Kriegstreiber?
Im Indischen Ozean hat sich vor einigen Tagen ein Zyklon gebildet, dem die Meteorlogen den Namen Freddy gegeben haben. Freddy bedroht in seiner Zugbahn die Inselstaaten Madagaskar, Mauritius und das französische Überseedepartement La Reunion. Nachdem er Madagaskar überquert haben wird, kann er in der Meeresstraße von Mosambik erneut an Stärke gewinnen, wo er ab Donnerstag auf das afrikanische Festland trifft. Auch hier sind dann sintflutartige Regenfälle und Orkanböen möglich.
Das wäre dann genau in der Zeit, wenn wir in Südafrika unsere Überlandtour machen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit wir hiervon betroffen sein werden.
Heute ging der 7. Blogeintrag online. Er musste heute raus, denn es ist fraglich, wann ich wieder Zeit zum Bloggen haben werde.
Morgen werden wird in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik sein, übermorgen in Richard’s Bay, wo wir unsere 5-tägige Überlandtour starten werden. Erst am 28.2.2023 wird es wieder einen Seetag geben, an dem ich dann jede Menge mit Schreibarbeit und Fotos aussuchen zu tun habe und dann muss das Ganze noch in eine halbwegs ansprechende Form gebracht werden. Dabei wird mir mit Sicherheit wieder der ein oder andere Schreib- und Formulierungsfehler durch die Lappen gehen.
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