100. Reisetag – Mittwoch, 22.03.2023 – Banjul / Gambia
Anne Hagenow hatte in den letzten beiden Tagen bereits Kontakt mit Ziggy und Dodou aufgenommen, die uns vor drei Tagen aus dem Kombo Beach Hotel zum Hafen gefahren hatten, nachdem uns unser eigentlicher Fahrer versetzt hatte.
Ziele und unserer Preisvorstellung (100 Euro für eine ca. 8-stündige Tour) waren formuliert. Das mit den Zielen ging klar, jedoch unsere Preisvorstellung sollte in einem freundlichen Gespräch vor Ort noch einmal erörtert werden.
Gegen 10 Uhr trafen Familie Hagenow und wir auf die Beiden. Nach einer überaus herzlichen Begrüßung begannen die Preisverhandlungen.
Die Beiden wollten gerne 50€ pro Person, also 200€ in Summe. Anne erhöhte unser Angebot auf 120€ mit dem Hinweis, dass ein anderes 4er-Grüppchen eine ähnliche Fahrt für diesen Preis gebucht hätte (was im Übrigen so stimmte und nicht der Verhandlungstaktik geschuldet war). Nach einigem hin und her blieb es bei den 120€.
Ziggy faste noch mal zusammen.
1. Zu den Krokodilen (Crocodile Pool)
2. Eine Bootsfahrt in den Mangroven
3. Mittagessen an der Kotu Beach (das weitläufige „Urlauberviertel“, wo sich auch das Kombo Beach Hotel, unser Ziel am vergangenen Sonntag, befindet)
Die Kosten für die Bootsfahrt, der Eintritt zum Crocodile Pool und die Kosten für unser Mittagessen ging alles auf unsere Kappe. Der Eintritt zum Crocodile Pool sollte ca. 2€ pro Person betragen, die Bootsfahrt 20€ pro Person. Die Bootsfahrt erschien uns doch sehr teuer und Ziggy korrigierte sich, die 20€ wäre der Preis für das Boot.
Nach dem das alles geklärt war, ging die Fahrt los.
Bei dem „Crocodile Pool“ handelt es sich um einen Park mit einen Teich, in und um den eine große Anzahl Krokodile leben.
Im Park stehen einige Rundhütten verstreut, deren Räume als Museum über die Geschichte und die Kultur Gambias eingerichtet sind. Hier führte uns Ziggy durch verschiedene Räume und gab entsprechende Erklärungen zu einzelnen Exponaten.
Dann ging es zu den Krokodilen.
Diese Urviecher liefen tatsächlich zu Hauf frei herum, d.h. eigentlich liefen sie nicht, sondern lagen nur faul und satt rund um den Teich.
Man durfte ihnen sogar unter Aufsicht eines Wärters den Rücken streicheln, dass sollte Glück bringen.
Doris und ich stellten fest, dass wir schon glücklich genug waren und deshalb auf die Abgabe von Streicheleinheiten an die Echsen mit dem großen Mail und den spitzen Zähnen verzichteten.
Pirogen, so nennen sich diese farbigen Holzboote.
Mit so einem Boot fuhren wir in einen kleinen Seitenarm des Gambia-Rivers.
Das nächste Ziel war die Lamin Lodge. Lamin Lodge ist nicht nur eine Unterkunft, sondern auch ein gleichnamiges, beliebtes Ausflugsziel. Hier befindet sich ein Naturschutzgebiet mit einem Mangrovenwald im Gambia Fluss. Von hier sollte unsere Bootsfahrt in und durch den Mangrovenwald starten.
Der Herr im roten T-Shirt ließ nicht mit sich handeln.
Auf der Tafel stand eindeutig: Überdachtes Boot mit Motor
pro Person und Stunde: 1500 GMD, das sind 22,61€.
Ohne Motor (stattdessen Paddel) hätte sich der Stundenpreis auf 1000 GMD reduziert, aber die Fahrzeit auf 2 Stunden verdoppelt. (siehe Preistafel)
Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die Fahrt nun doch 20€ pro Person und Stunde und nicht pro Boot betrug. Sich jetzt zu Empören hätte wenig genutzt, denn der Bootsführer ließ sich zu keinem Rabatt erweichen und verwies auf eine an der Wand befindlichen Preistafel.
Jetzt wieder unverrichteter Dinge wieder wegzufahren, würde auch keinen Sinn machen. Allerdings hätte diesem Stundensatz von 20€ pro Person unsere 8-Stunden-Tour mit dem Auto 160€ pro Person kosten müssen, in Summe 640€. Irgendwie stimmten hier die Relationen nicht.
Immerhin durften Ziggy und Dodou gratis mit ins Boot, eine sogenannte Piroge. Piroge bezeichnet einen einfachen historischen hölzernen Schiffstyp.
Der Mangrovenwald wird wirtschaftlich genutzt, denn an den Stämmen und Wurzeln sitzen Austern, die geerntet werden (in Gambia reine Frauensache ☹).
Die Austern werden ohne Schale tiefgefroren und ins Ausland exportiert.
Bei einem Zwischenstopp bei unserer Fahrt durch den Mangrovenwald war das Aussteigen, um an Land zu kommen insofern schwierig, dass das nicht trockenen Fußes möglich war. Aber für unsere 20€ war auch ein besonderer Service inbegriffen. Der Bootsführer und sein Helfer trugen einen nach dem anderen von uns auf ihren Schultern an Land.
Der Zwischenstopp wurde nicht ohne Grund eingelegt. Hier befindet sich nämlich der sogenannte Elefantenbaum.
Er heißt so, weil man mit einiger Fantasie am Stamm einen Elefantenkopf erkennen kann.
Aber der eigentlich Clou war, dass der untere Teil des Stamms dieses riesigen Baums hohl war und man durch einen Spalt in dass Innere des Baums gelangen konnte.
Die Führung um und in den Baum wurde von einem Mann durchgeführt, der am Ende dieser kleinen Exkursion darauf hinwies, dass er durchaus ein freiwilliges Trinkgeld erwarten würde. Also spendete jeder von uns einen Dollar.
Als wir mit unserer Piroge wieder zurück am Ausgangspunkt angekommen waren, wurden wir wieder aus dem Boot getragen. Ob das wirklich notwendig war, bezweifele ich jetzt im Nachhinein, schließlich konnten wir ja zu Beginn ohne Probleme und nassen Füßen auch einsteigen. Aber durch diese Dramaturgie des Ausstiegs konnten Schiffsführer und sein Helfer wohl besser darauf aufmerksam machen, dass ein Trinkgeld durchaus willkommen sei. Also drückten wir erneut einen Dollar pro Mann und Nase ab.
Und weiter ging es Richtung Rainbow Beach Bar, um dort Mittag zu essen.
Da wir auf dem Weg dorthin auch durch den Ort kamen, wo Ziggy wohnt, wollte er uns gerne sein Zuhause zeigen.
Das Anwesen, wo er wohnte, bestand aus mehreren kleinen eingeschossigen Steinhütten mit Wellblechdächern rund um einen großen Hof. Das Anwesen war von einer hohen Mauer umgeben.
Hier wohnten neben Ziggy noch seine Mutter, seine Schwester und deren Mann und wahrscheinlich noch mehr Verwandte, was sich aus der Anzahl der Kinder, die uns neugierig betrachteten ableiten ließ.
Besonders stolz war er auf den 10 Meter tiefen Brunnen, aus dem die Bewohner des Anwesens ihr Wasser schöpfen konnten.
Ziggys Hütte war sehr einfach. Sie bestand aus 2 kleinen Räumen. Im erste Raum, gleich hinter dem Eingang, standen nur drei Stühle (kein Tisch) und einige Kartons. Im zweiten Raum dahinter, das Schlafzimmer, befand sich eine Matratze, abgetrennt mit Tüchern vom Rest des Zimmers, in dem sich aber sonst keine weiteren Möbelstücke mehr befanden. Vom Schlafzimmer aus führte ein Tür nach draußen, also hinter die Hütte. Hier war mit Brettern ein nicht überdachter Platz abgeteilt, den Ziggy als sein Badezimmer bezeichnete. Wie hier genau Waschgelegenheit und WC untergebracht waren, konnte ich allerdings nicht genau sehen, da ich nur einen kurzen Blick vom Schlafzimmer nach draußen werfen konnte. Ziggy machte uns noch auf die Löcher im Wellblechdach aufmerksam, durch die bei Regen das Wasser in die Zimmer fließt.
Nach der Wohnungsbesichtigung fuhren wir auf staubigen, holprigen Pisten zur Rainbow Beach Bar.
Als wir ankamen, war der Nachmittag schon fortgeschritten und gerade machte sich die Artania-Tour "Fahrt durch Gambia im Geländewagen" fertig zur Rückfahrt. Haben wir ja genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.
Das Restaurant lag, wie der Name auch vermuten lässt, an einem Strand.
Der Strand war wirklich sehr schön. Kilometerweit, in einer leicht geschwungenen Bucht. Vollkommen naturbelassen.
Nachdem man uns die Speisekarte gebracht hatte, verzichteten wir aufs Essen und tranken nur etwas. Die vormals mal ordentlich laminierte Karte war optisch in einem dermaßen desolaten Zustand mit Flecken und sonstigen Gebrauchsspuren übersät (oder darf man auch versifft schreiben?), sodass das Vertrauen auf eine halbwegs hygienische Küche verloren ging.
Cola und Fanta wurde in der Dose und eingepacktem Trinkhalm serviert und waren deshalb unbedenklich. ZUmindest konnten wir das freie WLAN nutzen.
Ziggy und Dodou hatten bezüglich Essen weniger Bedenken und ließen sich von uns gerne einladen.
Nach dieser Pause beschlossen wir einstimmig, auf den Besuch des Handwerkermarktes zu verzichten und wollten direkt zum Schiff zurück. Es lagen noch etliche Kilometer vor uns.
Was ich noch nicht beschrieben habe, ist die Fahrt durch große und kleine Orte, über asphaltierte Hauptstraßen und unbefestigte, staubige Wege. Hier waren die Eindrücke so vielfälltig, sie alle zu schildern würde den Rahmen dieses Blogs sprengen.
Auch die Fotos können das Gesehene nur unvollständig wiedergeben.
Wir haben gesehen, wo und wie die Menschen wohnen und wie sich das Leben zum großen Teil auf der Straße und vor den Häusern abspielt. Die Fotos können das Gesehene nur unvollständig wiedergeben.
Als wir noch etwa 50 Kilometer vom Hafen von Banjul entfernt waren, stoppte Dodou plötzlich das Fahrzeug. Er hatte etwas Verdächtiges gerochen
Er stieg aus und öffnete die Motorhaube, hantierte etwas im Motorraum, legte sich unter das Auto und stieg dann wieder ein. Eine Ölleitung sei undicht, teilte er uns mit. Er ließ den Motor wieder an, aber es ließ sich kein Gang mehr einlegen. Die Hydraulik für das Getriebe funktionierte nicht mehr.
Der GAU bei einem privaten Ausflug ist, wenn das Fahrzeug kaputt geht und man nicht mehr rechtzeitig zum Schiff kommt.
Aber wir hatten genügend Zeit. Die ARTANIA sollte um 23 Uhr ablegen und jetzt war es gerade mal 17 Uhr.
Dodou fragte einen Passanten, wo die nächste Werkstatt zu finden sei. Anscheinend nicht seht weit, denn er machte sich zu Fuß auf den Weg. Kurz nachdem er aus unserem Sichtkreis verschwunden war, hielt ein Taxi an, um das Geschehen hier zu analysieren. Ziggy beauftragte ihn, Dodou einzusammeln und mit ihm und einem Mechaniker wieder herzukommen.
Per Telefon wurde Dodou über die mobile Hilfe informiert.
Jetzt war es Zeit, die Pannenstelle ordnungsgemäß abzusichern. Ein Warndreieck war nicht vorhanden, deshalb brach Ziggy von einem Busch Zweige ab, die er vor und hinter unserem Pannenfahrzeug auf der Straße platzierte, um so dem fließenden Verkehr zu signalisieren, dass hier besondere Vorsicht geboten ist.
Nach etwa 20 Minuten kam das Taxi mit Dodou und einem Mechaniker zurück. Der Mechaniker hatte, und das entspricht zu 100% der Wahrheit und wurde nicht, um die Dramatik dieses Berichts zu steigern, literarisch aufgepeppt, folgendes Werkzeug dabei:
- 1 x 14er Maulschlüssel
- 1 x Schraubendreher längsschlitz
- 1 x Kombizange
Dodou hatte noch zwei Dosen Öl besorgt
Der Mechaniker legte sich unter das Auto und nach einigen Voruntersuchungen bei stehendem und laufenden Motor und mit etwas frisch nachgefülltem Öl löste er mit seinem Maulschlüssel die Muttern von einem Abdeckblech. Nun hatte er wohl frei Sicht auf den kaputten Ölschlauch. Er verlangte nach einer Rasierklinge. Dodou gab ihm eine, noch in Originalverpackung. (gehört so etwas zur Standardausrüstung von Tourenfahrzeugen?)
Jedenfalls kam der Mechaniker mit einem ganz kurzem Schlauchstück unter dem Auto hervor und präsentierte es uns. Ziemlich nahe, wo der Schlauch an die Hydraulik des Getriebes angeflanscht war, hatte er ein Loch, aus dem das Öl herausgelaufen war. Es war also großes Glück, dass der Schaden so nah an der Anschlussstelle aufgetreten war. So konnte das schadhafte Stück herausgeschnitten werden und der Schlauch war trotzdem noch lang genug, um wieder angeflanscht werden zu können.
Das war jetzt die spannende Frage. Würde das Anflanschen gelingen?
Über der Motorhaube (v.l.n.r): Dodou, Ziggy und der Taxifahrer.
Neben dem Wagen im roten T-Shirt: Ein unbeteiligter Passant.
Unter dem Fahrzeug: Der Mechaniker.
Es schien nicht so einfach zu sein. Der Mechaniker unter dem Fahrzeug schraubte und schraubte mit dem mitgebrachten Schraubendreher längsschlitz, kam aber nicht so recht weiter.
Er kroch wieder unter dem Auto hervor und schärfte die Klinge des Schraubendrehers auf dem Asphalt der Straße nach und kroch wieder unter den Wagen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, begann er das Abdeckblech mit Hilfe seines Maulschlüssels wieder festzuschrauben und kam unter dem Auto hervor.
Dodou startete den Wagen, legte den Vorwärtsgang ein, was gelang und fuhr ein Stück vorwärts. Selbiges praktizierte er mit dem Rückwärtsgang und der Wagen konnte rückwärtsfahren.
HURRA, DIE REPARATUR WAR GELUNGEN !!!
Jetzt stellte sich übrigens heraus, dass der Mechaniker mit viel zu viel Werkzeug angereist war. Die Kombizange kam nämlich gar nicht zum Einsatz.
Der Taxifahrer und der Monteur wurden von Dodou ausgezahlt. Soweit wir das erkennen konnten, war das in Summe etwa 10 Euro für beide zusammen
Die Fahrt zum Hafen erfolgte dann ohne weitere Katastrophen oder Besonderheiten. Mit einer knappen Stunde Verspätung, statt wie geplant um 18 Uhr kamen wir kurz vor 19 Uhr an, also noch genügend Zeit für eine gebührende Verabschiedung mit Anfertigung diverser Einzel- und Gruppenfotos.
Und gerne komme ich meinem Versprechen nach, für Ziggy und Dodou Reklame zu machen.
Werbung 😊
Dodou ist ein versierter und sicherer Fahrer und Ziggy ist ein ausgezeichneter, kenntnisreicher, englisch sprechender Reiseführer. Er kann Tourenvorschläge jeder Art machen und geht auf alle individuellen Wünsche ein. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis der Beiden stimmt auf alle Fälle.
Hier nun die Kontaktdaten von Ziggy:
WhatsApp: +220 325 1156
101. Reisetag – Donnerstag, 23.03.2023 – Seetag
Nach den vier Tagen in Senegal und Gambia tat so ein ruhiger Seetag gut. Dass heute Begrüßungsgala stattfand, tangierte uns nur am Rande. Lediglich zum Abendessen tauschten wir das „Räuberzivil“, das wir tagsüber trugen, gegen passende Kleidung.
Seit vielen Jahren reist mit uns diese Fachkraft zur Trinkgeldübergabe an unsere jeweiligen Kabinenstewardessen und Kabinenstewards.